Rezension

Dystopie - oder unsere Zukunft ?

Die Hochhausspringerin
von Julia von Lucadou

Bewertet mit 5 Sternen

„Die Hochhausspringern“ ist ein beeindruckender, fesselnder und beängstigender Roman von Julia von Lucadous.

Riva ist Hochhausspringerin und lebt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft. Sie ist perfekt, springt mit größter Präzision elegant von den höchsten Gebäuden und funktioniert wie eine Maschine.  Aber nun ist ihr alles zu viel geworden, sie will nicht mehr springen und weigert sich zu trainieren. Da ihre Sponsoren Einbußen ihrer Einnahmen befürchten, soll Hitomi – eine andere junge Frau und Angestellte einer Überwachungsfirma – Riva ohne ihr Wissen wieder zu ihrer alten Form zurückbringen. Sollte ihr dies nicht gelingen, droht ihr die Ausweisung in die Peripherie, in der die Menschen abgeschoben werden, die der optimierten Gesellschaft zu nichts mehr nütze sind. Hitomi ist sehr zielstrebig und erhält durch unzählige Kameras intimste Einblicke in Rivas Leben.

Der Schreibstil von Julia von Lucadous ist sehr detailliert, so dass man sich alles gut vorstellen kann, aber auch sehr nüchtern. Das passt hervorragend zu der kalten und trostlosen Welt, in der die Menschen kein Recht auf Privatsphäre haben und permanent überwacht werden.

Hitomis Überwachung über Riva wird stetig überprüft. Jeder Fehler wird bestraft und jeder Erfolg belohnt und sie wird genau wie Riva 24 Stunden am Tag überwacht. Auch der Austausch der Menschen ist stark reduziert, es werden nur noch Informationen weitergegeben, es ist kein Platz für Emotionen oder Empathie.
Es war weniger die Spannung der Geschichte, die mich an das Buch gefesselt hat, sondern viel mehr das Entsetzen, dass die geschilderte Welt keine reine Fantasie der Autorin ist, sondern unsere Gesellschaft durch ihr leistungsbezogenes Denken und ihren permanenten Drang zur Perfektion genau auf dieses Szenario zusteuert – alles wirkt erschreckend realistisch.

Das dargestellte Szenario ist eine Dystopie, die auf einer aktuellen Thematik basiert und das die Autorin großartig umgesetzt hat – ein wirklich gelungenes und absolut lesenswertes Debüt.