Rezension

Dystopie? Teenieschnulze? Man weiß es einfach nicht.

Infernale - Sophie Jordan

Infernale
von Sophie Jordan

Bewertet mit 1.5 Sternen

Trotz des ausdruckslosen, billigen Covers konnte ich die Finger nicht von diesem Buch lassen, denn die Idee klang fesselnd: In einer nahen Zukunft hat man erkannt, dass alle Mörder und Gewalttäter dasselbe Gen in sich tragen, das HTS-Gen, dem kurze Zeit später einfach der Name Mördergen verpasst wird. Deshalb werden nach und nach bei der gesamten Bevölkerung Gentests durchgeführt, um die potenziellen Mörder zu isolieren.

Und plötzlich ist Davy, die Ich-Erzählerin, eine von DENEN. Die mit dem Mördergen. Sie, die eine typische Schulzicke ist, eine, die weiß, dass sie etwas Besonderes ist, begnadet, talentiert. Sie kann auch einfach mal so irgendwelche Musikinstrumente lernen, im Alter von drei Jahren schon. Hat auch ein Goldkehlchen, das die Menschheit dahinschmelzen lässt. Hilft ihr aber alles nichts: Ihre Eliteschule nicht, ihre superreichen Eliteeltern, ihr Elitefreund. Denn sie wurde positiv auf HTS getestet, was bedeutet, sie muss jetzt runter von ihrer Eliteschule und in eine Art geschlossene Schulklasse, in der nur Genträger lernen dürfen. Wobei Lernen eher ein positiver Ausdruck dafür ist, dass ein paar Psychos zusammen in einer Klasse sitzen und sich diversen Stoff einprägen müssen. (Oder auch nicht, denn gelernt hat in der ganzen Zeit kein Mensch was.)

Plötzlich ist Davy so isoliert wie ihre Schulklasse, und keiner hat sie mehr lieb. Nicht ihre beste Freundin, nicht ihre Eltern, ihr Freund auch nicht. Nur noch ihr Bruder hält zu ihr, aber helfen kann der ihr auch nicht. Und da Genträger sich absolut nichts zuschulden lassen kommen dürfen, wird sie sehr schnell mit einem Tattoo als gewalttätig markiert und nach einem Vorfall mit anderen Genträgern in eine Art KZ gesteckt.

Wenn ich das so zusammenfasse, klingt es immer noch gut. Leider ist die Umsetzung alles andere als das. Das Problem ist Davy selbst. Das Mädel, so um die 17 herum und angeblich überdurchschnittlich intelligent und begabt, stellt sich die meiste Zeit an wie der erste Mensch. Außerdem denkt sie wie ein vorpubertärer Bengel. Sie kann sich in keiner Minute mal auf wirklich wichtige, teilweise lebensbedrohliche Sachen konzentrieren, weil sie in einer Tour zuerst nur an ihren heißen Freund und später an ihren noch heißeren Mitschüler denken kann. Alle zwei Minuten erzählt zu bekommen, wie sexy der eine oder wie muskulös der andere ist, ganz zu schweigen von diversen Augenfarben, die keinen Menschen interessieren, kann echt anstrengend werden.

Irgendwo steht, dass die Autorin Englisch unterrichtet hat. Das hat mich erschüttert, denn ihr Schreibstil ist gut - zumindest, wenn man Achtklässler ist. Für eine Bestsellerautorin ist er eher unterirdisch. Und ich verlange keine ausgefeilte Sprache, denn ich habe zum Beispiel die Hunger Games wirklich gern gelesen. Aber was hier als Dystopie angeboten wird, hat leider nur einmal neben einer Dystopie gelegen. Vielleicht wäre Teeniedrama der bessere Ausdruck für dieses Buch. Teil 2 und 3 werde ich mir wohl sparen oder nur lesen, wenn es mich mit genau diesen beiden Büchern auf eine einsame Insel verschlägt und kein Freitag auftaucht, der mir das Leben ein wenig kurzweiliger gestaltet.