Rezension

Dystopischer (Jugend-)Roman greift aktuelle Konflikte auf

Paradise City - Zoë Beck

Paradise City
von Zoë Beck

Bewertet mit 4 Sternen

„Paradise City“ von Zoë Beck stellt das Leben von Liina, einer der letzten freien Reporter in einem totalitären Staat in naher Zukunft, dar und geht dabei sowohl auf technologische Neuerungen und medizinische Entwicklungen als auch auf die sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Veränderungen ein. Die Autorin denkt konsequent aktuelle Problemstellungen (moderne Medizin, Umgang und Überwachung mit Technik; Fake News…) und etliche philosophisch-moralische Konflikte weiter.

Das Setting der Geschichte verspricht Spannung: Die Protagonistin wird von ihrem Chef aus der Megacity Frankfurt in die Uckermark geschickt. Der zunächst langweilige Auftrag entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem großen Skandal: Nach dem rätselhaften Unfall ihres Chefs und heimlichen Liebhabers sowie dem Mord an einer weiteren Journalistin wird Liina schnell bewusst, dass sie mit ihren Recherchen auf eine brisante Spur gestoßen ist, die eng mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft ist und einige überraschende Wendungen impliziert.

Der Plot ist spannend angelegt, die Rückblenden gekonnt in den Handlungskontext integriert. Gerade die Beschreibungen der „Parallelen“ sind die Highlights der Geschichte. Im letzten Teil werden allerdings Nebenhandlungen skizziert, die zu schnell abgehandelt werden. Eine Vertiefung der ethischen Gedanken, die sich aus der futuristischen Welt ergeben, wäre hier wünschenswert und so käme das surreale Ende nicht so plötzlich.

Die Identifikation mit der Protagonistin gestaltet sich (stellenweise) schwierig, da Liina, die beruflich extrem misstrauisch sein muss, in Bezug auf ihre Person gelegentlich doch sehr naiv wirkt. So werden Widersprüche angelegt, die auch im Laufe der Dystopie nicht aufgelöst werden.

Sprachlich ist der Text sehr einfach gehalten, was mich u.a. zu meiner Einschätzung bringt, dass man das Werk durchaus als Jugendlektüre empfehlen kann.

Die Errungenschaften der Technik werden insgesamt ausführlich beschrieben, die Probleme, die sie mit sich bringen, angerissen. Hier werden, wie beschrieben, etliche philosophisch-moralische Konflikte angedeutet, die diskussionswürdig sind. Teilweise hätte ich mir eine noch konsequentere Fortführung dieser Gedanken gewünscht.                                                                                                                                                                                                                   Wenn man den Text jedoch als das sieht, was er ist – ein dystopischer (Jugend)Roman-, ist er ein Gewinn, der genügend Denkanstöße in Bezug auf unser eigenes Leben und auf unsere Welt gibt.