Rezension

Dystopischer Krimi, der zum Nachdenken anregt

Sterbewohl -

Sterbewohl
von Olivia Monti

Bewertet mit 4 Sternen

Im Deutschland der Zukunft ist die Demokratie nur noch schöner Schein. Die Staatskassen sind leer. Um diese zu entlasten, wird älteren Bürgern die Möglichkeit gegeben, sich in sogenannten Sterbeseminaren damit auseinanderzusetzen, ganz ohne Schmerzen und selbstverständlich freiwillig, mit dem Arzneimittel "Sterbewohl" aus dem Leben zu scheiden. Die gerade pensionierte Lehrerin Nadja und ihre drei Freunde Anna, Max und Fred, bekommen ganz unverhofft eine Einladung zu diesem Seminar. Dabei fühlen sie sich noch viel zu jung zum Sterben. Ihnen ist nicht ganz wohl dabei, denn ihnen ist niemand bekannt, der von den Seminaren lebend zurückgekehrt ist. Zur Sicherheit nehmen sie Journalistin Marwa mit, die alles dokumentieren soll. Denn die vier rüstigen Freunde haben nicht vor, freiwillig "Sterbewohl" zu nehmen....

Der Einstieg verläuft zunächst gemächlich, denn Ich-Erzählerin Nadja schildert ausführlich ihre Gedanken zur Regierung und den gängigen Praktiken. Dadurch bekommt man allerdings einen guten Einblick in die Gepflogenheiten und kann sich eigene Gedanken über diesen Staat machen. Schon bald macht sich ein ungutes und äußerst bedrückendes Gefühl breit. Die Alarmsirenen beginnen zu schrillen und genau wie Nadja und ihre Freunde, hat man den Verdacht, dass hier ganz und gar nichts auf freiwilliger Basis abläuft. Das System scheint gut durchdacht und hervorragend ausgeklügelt zu sein. Denn die Bürger werden geschickt manipuliert. 

Der Schreibstil ist flüssig und äußerst angenehm lesbar. Durch Nadjas Schilderungen kann man sich die dystopische Welt mühelos vorstellen und ist zuweilen fassungslos. Nadja wirkt sehr sympathisch, aber man betrachtet sie trotzdem eher distanziert. Man verfolgt zwar interessiert dem Geschehen im Sterbeseminar, doch so richtig warm wird man mit den Protagonisten leider nicht. 

Doch der Hintergrund dieser Erzählung regt zum Nachdenken an und das, was die vier Freunde aufdecken, wird im Verlauf der Handlung deutlich spannender. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht, wodurch man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag. 

Ein dystopischer Krimi, der zwar erst langsam Fahrt aufnimmt, dann allerdings immer spannender wird. Ein Thema, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern sicher lange im Gedächtnis bleiben wird.