Rezension

Eben NICHT der Auftakt zu Elkeles' neuer Reihe - und das merkt man auch

Nur ein kleiner Sommerflirt 01 - Simone Elkeles

Nur ein kleiner Sommerflirt 01
von Simone Elkeles

Bewertet mit 2 Sternen

"Ich soll dir von deinem Vater ausrichten, dass alle bei mir zu Hause zum Essen sind. Wenn du willst, dann komm mit."
Erst gehe ich ein Stück neben ihm her, doch dann bleibe ich stehen. "Warum hat er mir das nicht selbst gesagt?"
Avi wirft mir einen vernichtenden Blick zu. "Er wollte, dass ich mich bei dir entschuldige, weil ich dich an deinem ersten Abend beim Umziehen beobachtet habe."
"Und?"
"Israelis entschuldigen sich nicht für Dinge, die ihnen nicht leidtun."

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INHALT:
Amy ist mit ihrem Leben in Amerika eigentlich ganz zufrieden, schließlich kann sie dort all ihre Leidenschaften voll ausleben. Dementsprechend wenig begeistert ist sie, als ihr Vater beschließt, sie für die dreimonatigen Sommerferien zu sich nach Israel zu holen. Amy fürchtet sich nicht nur vor dem fremden Land sondern auch vor Schlangen, Tieren...und Avi, arrogant, gemein - und zum Anbeißen. Während sie sich vehement dagegen wehrt, Israel lieben zu lernen, kommen die beiden sich immer näher, und Amy muss ihre Einstellung noch mal überdenken...

MEINE MEINUNG:
Simone Elkeles konnte in den letzten Jahren viele deutsche Leser mit ihrer "Du oder..."-Trilogie begeistern - auch mich. "Nur ein kleiner Sommerflirt" ist dagegen der erste Band ihrer am weitesten zurückliegenden Reihe und wird nun zum ersten Mal in unsere Sprache übersetzt. Erzählt wird das Ganze dabei ausschließlich aus Amys Sicht, der Schreibstil ist sehr jugendlich, umgangssprachlich und amerikanisch-schnoddrig, woran man sich erst einmal gewöhnen muss.

Protagonistin Amy ist eine Zicke wie sie - buchstäblich - im Buche steht: Arrogant, verzogen und faul. Dabei lässt sie ihre schlechte Laune gern an anderen aus, und Liebenswürdigkeit sucht man bei ihr fast vergeblich. Das ändert sich zum Ende zwar, allerdings hin so abrupt, dass es schon nicht mehr glaubwürdig ist, wodurch ich die gesamte Zeit über nicht mit ihr warm wurde. Avi ist ebenso selbstgerecht, dabei aber immerhin zwischenzeitlich ganz witzig. Allerdings wurde mir seine harsche Art viel zu dürftig erklärt - er bleibt die meiste Zeit über eher blass, besonders, als er sich vom arroganten Schönling in ein liebestolles Lämmchen verwandelt.

Die Nebencharaktere sind dagegen vor allem durch eine Sache in vielerlei Variationen geprägt: Klischees. Da ist die gutmütige, liebevolle Großmutter; die fiese Cousine und Rivalin; das freundliche Mädchen; der Kerl, der auf die fiese Cousine steht...Oh je! Zwar sind einige der Charaktere durchaus sympathisch und entlocken einem des Öfteren ein Grinsen, dennoch kann man sich mit keinem davon identifizieren, da sie alle so schemenhaft gezeichnet sind und vor Stereotypen nur so strotzen.

Vielleicht hätte "Nur ein kleiner Sommerflirt" nicht als Start von Simone Elkeles' "neuer" Trilogie angepriesen werden sollen - so ist Enttäuschung nämlich leider für alle Kenner vorprogrammiert. Die Charaktere können sich auf den 288 Seiten einfach nicht entwickeln, die Geschichte geht viel zu schnell voran und vor allem die Romantik lässt arg zu wünschen übrig. Amy und Avi sehen sich ein paar Mal und haben ein paar Wortgefechte, bevor sie mir nichts, dir nichts anfangen, herumzuknutschen und von der "großen Liebe" zu sprechen. Wo es der Autorin in den neueren Werken gelingt, einen mitfühlen zu lassen und vollkommen zu fesseln, da ist hier nur gähnende Leere.

Zudem stört der Schreibstil extrem: Nicht nur, dass sich die Protagonistin wie eine pubertierende 13jährige benimmt, genauso erzählt sie auch noch! Es kommen Begriffe wie "Matsch-Potato" vor [was in einer deutschen Übersetzung einfach fehl am Platz wirkt] oder der Begriff "sarkastisch" wird in einem völlig falschen Zusammenhang verwendet. Das Werk hat durchaus seine guten Momente, besonders, wenn Amy sich erneut in eine verzwickte Lage bringt und versuchen muss, da wieder herauszukommen. Das alles wird aber leider allzu oft überschattet von schrecklich viel Kitsch, unglaubwürdigen Dialogen oder nervigen Anwandlungen der Charaktere. Sehr schade!

FAZIT:
"Nur ein kleiner Sommerflirt" ist, anders als angepriesen, eben leider nicht die "neue" Serie der Autorin Simone Elkeles, und das merkt man auch. Das Ganze ist wenig ausgereift, die meiste Zeit über sehr nervig und durchsetzt mit ziemlich viel Kitsch. Ich kann an dieser Stelle eher die "Du oder..."-Reihe empfehlen, die ebenfalls bei cbt erschienen ist. Hierfür jedenfalls kann ich nur 2 Punkte vergeben.