Rezension

Echt heftig, aber auch sehr gut!

Das wirkliche Leben - Adeline Dieudonné

Das wirkliche Leben
von Adeline Dieudonné

Bewertet mit 4 Sternen

Achtung: in diesem Buch werden Tiere gequält und ermordet!

 

Achtung: in diesem Buch gibt es wirklich heftige Schilderungen von brutaler Gewalt!

 

 

Das Leben der Protagonistin – deren Namen wir im Verlauf des Buches nicht erfahren – ist geprägt von Gewalt. Vor allem von der Gewalt, die ihr Vater ausübt. Er tyrannisiert die gesamte Familie, aber bis die Protagonistin 13 Jahre alt ist, schlägt er nur ihre Mutter. Sie kennt es nicht anders. Er rastet aus und ihre Mutter ist vor lauter Blut kaum noch zu erkennen.

Ein Ereignis setzt die Geschehnisse in Gang, ein blutiger Unfall verändert alles für immer. Die Protagonistin und ihr kleiner Bruder – bis dahin das Licht ihres Lebens – werden Zeugen eines blutigen Todes. Das Trauma lässt in ihrem Bruder ein Monster entstehen, das dem, unter dessen Dach sie leben müssen kaum nachsteht.

Wird das Mädchen lange genug durchhalten, um eines Tages ihr „wirkliches Leben“ zu beginnen, weit ab von dieser Hölle, die sich Zuhause nennt?

 

 

Das Buch ist teilweise wirklich extrem heftig. Es werden Tiere gequält und ermordet – wobei man nur bei einem live dabei ist (wer das überblättern möchte, sollte die Seiten 223-225 meiden). Das zentrale Thema ist Gewalt gegen Frauen und Mädchen. So erfährt man an einer Stelle, was einem Nebencharakter angetan worden ist und das ist wirklich widerlich, da ist mir ganz anders geworden (wer das nicht gern lesen möchte, sollte die Seiten 194 und 195 überspringen).

 

Die Protagonistin lebt bereits in der Hölle, ihr Leben ist geprägt von den Stimmungen ihres Vaters und dessen Gewaltausbrüchen. Ihre Mutter ist eine leblose Hülle, die ihm als Punchingball dient. Doch die Kinder lässt er in Ruhe, bis die Protagonistin in die Pubertät kommt. Das sorgt dafür, dass sie plötzlich in den Augen ihres Vaters jeglichen Wert verliert. Sie soll nur einigermaßen heil bleiben, damit er sie noch verheiraten kann, was ansonsten mit ihr passiert ist ihm herzlich egal. Sie ist für ihn nur eins: Beute. Ein Opfer.

 

Dabei ist das Mädchen unglaublich klug. Sie zieht ihren Bruder praktisch allein groß und ist ein Genie in Physik. Doch das macht sie nur noch mehr zur Zielscheibe. Denn wenn eines verboten ist in ihrem Haus, dann klüger zu sein, als ihr Vater.

 

Sie hofft so sehr ihren kleinen Bruder zurückzubekommen, die Version, die er war, bevor sie einen grausamen, blutigen Unfall mitangesehen haben. Die Version, die kein Vergnügen in Folter und Tod fand.

 

Das Mädchen will nur eins: lange genug mit intakter Seele überleben, um eines Tages ihr „wirkliches Leben“ zu beginnen, weit weg. Doch das ist alles andere als leicht, wenn man in einem Haus mit zwei Monstern lebt und nicht einmal ihre Mutter willig oder in der Lage ist, ihr zu helfen oder sie zu beschützen.

 

 

Fazit: Das Buch ist wirklich gut, es ist packend und spannend. Die Protagonistin war mir sofort sympathisch und tat mir sehr leid. Ich habe ihr wirklich die Daumen gedrückt und mehr als einmal den Wunsch verspürt ihren Vater umzubringen.

 

Leider gibt es im Buch drei ziemlich grausame Szenen. Eine ist ein Unfall und geht noch einigermaßen. Die zweite ist wirklich so schlimm, dass mir ganz anders geworden ist und die dritte trifft mich persönlich einfach sehr. Wer lieber nichts über unmenschliche Folter und Grausamkeit lesen will, sollte die Seiten 194 und 195 überspringen. Und wer mit brutaler Gewalt gegen Tiere in einem Buch nicht umgehen kann, sollte die Seiten 223-225 meiden.

Mir waren diese Szenen teilweise wirklich zu heftig, da wäre eine Warnung vorab ganz nett gewesen.

 

Trotzdem hat mir das Buch an sich sehr gut gefallen. Ich mochte die Protagonistin sehr und ihre Entwicklung war sehr interessant und glaubwürdig.

 

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.