Rezension

Echt megaspannend - und das durchgehend ...

Der Morgen
von Marc Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Von Marc Raabe hatte ich schon einige Thriller gelesen und war immer begeistert. Mit diesem neuen Reihenauftakt hat er sich wieder selbst übertroffen, finde ich.
Das Buch ist wirklich von Anfang bis Ende unverändert spannend und fesselnd, so dass ich es eigentlich kaum noch aus der Hand legen konnte.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, flüssig lesbar und anschaulich. Man kann sich alles bestens vorstellen, von den Personen bis zu den Schauplätzen. Handlungsort ist Berlin, unsere Regierungshauptstadt. Und es geht auch teilweise um Politik und alles, was damit so zusammenhängt.
Der Autor hat es sehr gut geschafft, alle möglichen aktuellen Entwicklungen bereits in seine Handlung einfließen zu lassen, egal ob Ukrainekrieg, Corona oder den Genderwahn, von dem jeder halten kann, was er will. Er hat es so hinbekommen, dass sich eigentlich alle Leser verstanden und abgeholt fühlen, egal was sie persönlich von manchen Dingen halten, denn er bildet meist ein gutes Verhältnis zwischen Pro und Contra ab.

Seine Figuren sind vielschichtig und wirken sehr lebensnah und authentisch, denn sie haben Ecken und Kanten und nachvollziehbare Emotionen.
Im Mittelpunkt steht der Ex-Polizist Artur Mayer, der gleich zu Beginn der Story wieder zurück zum aktiven Dienst ins BKA geholt wird. Als Assistentin stellen sie ihm die junge Kommissar-Anwärterin Nele Tschaikowski zur Seite, was im ersten Moment schon zu einigen Reibereien führt. Art ist der Typ "Harte Schale, weicher Kern" und Nele ist sehr ehrgeizig und legt viel Wert auf Gleichbehandlung - zusammen werden sie im Lauf der Geschichte zu einem tollen Team. Zu beobachten, wie sie langsam ihren gemeinsamen Weg finden, ist wirklich berührend und stellenweise sehr emotional.

Viele Gefühle sind auch an anderer Stelle zu finden: es geht nämlich um unerfüllte Liebe, Eifersucht, Intrigen, Schuld, Rache und Sühne. Das alles superspannend verpackt in eine Story, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird.
Lange Zeit tappte ich etwas im Dunkeln, die Schatten lichten sich wirklich nur Stück für Stück, wobei immer wieder neue Rätsel dazukommen. Am Ende fügt sich alles zu einem ganzen stimmigen Bild zusammen, nur ein Rätsel blieb übrig für die Fortsetzung, auf die ich mich jetzt schon freue.

Es ist eine extrem fesselnde Story über alte Schuld, die Unterschiede zwischen Arm und Reich, die Gratwanderung zwischen Falsch und Richtig - und die Kraft wahrer Liebe.
Dieses Buch hat mir so viel Lesefreude bereitet, dass ich einerseits dem Ende und der Auflösung entgegenfieberte, aber gleichzeitig auch nicht wollte, dass die letzte Seite naht, da ich mich mit den Figuren so wohl gefühlt habe (und jetzt ein ganzes Jahr auf den nächsten Teil warten muss).

Noch kurz zum Buch an sich: das mit dem schwarzen Schnitt war zwar optisch schön gedacht, aber die Seiten kleben dadurch leider so zusammen, dass ich jede zweite Seite vorsichtig von der nächsten trennen musste. Nicht so toll!