Rezension

Edith Sitwell und ihre Dienerin

Die Dame hinter dem Vorhang - Veronika Peters

Die Dame hinter dem Vorhang
von Veronika Peters

Bewertet mit 4 Sternen

(14)

Die Autorin schildert das Leben der englischen Dichterin Edith Sitwell aus der Sicht ihrer Dienerin Emma Banister und deren Tochter Jane. Edith Sitwell war die Tochter eines englischen Barons und wurde auf einem Landsitz geboren. Eigentlich hätte Edith dementsprechend ein angenehmes und sorgenfreies Leben führen müssen. Dem war aber nicht so, denn Edith besaß anstatt Schönheit eine dichterische Begabung. Edith wurde , weil sie keinen Wert auf dem Heiratsmarkt hatte, vernachlässigt und ignoriert. Einzig Emma Banister, die Tochter des Obergärtners, war ihr eine Freundin. Die Beziehung endete, als Edith mit ihrer Gesellschafterin Helen nach London ging. 1927 trat Jane Banister, Emmas Tochter, in Ediths Dienste. Edith Sitwell hatte ständig Geldsorgen. Da ihr eine standesgemäße Heirat verwehrt blieb, war sie Zeit ihres Lebens auf die Zuwendungen ihrer Familie und treuer freunde angewiesen. Auf der anderen Seite hatte sie Zugang zum Kreis der bekanntesten Künstler jener Zeit. Sie war sehr exzentrisch und gehörte zur künstlerischen Avantgarde.
Bis ich das Buch gelesen hatte, sagte mir der Name Edith Sitwell nichts. So konnte ich mich ganz auf den Menschen konzentrieren. Für mich war Edith eine zutiefst verletzte Frau, die ständig bemüht war, zu beweisen, dass sie einen Wert besitzt und war nicht bereit Kompromisse zu schließen. Es wird im Buch hervorgehoben , dass Edith nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprach. Dies führte schon in ihrer Kindheit dazu, dass ihre Eltern sie ablehnten. Das muss für das Kind Edith eine prägende Erfahrung gewesen sein. Dadurch , dass die Autorin mich an Ediths Leben durch die Augen der Dienerin Jane  teilhaben ließ, konnte ich mich gut distanzieren . Mein Mitgefühl galt eher Jane, die zwar Einblicke in die Künstlerkreise bekam, aber auch die dunklen Stunden und Seiten mit ihrer Herrin durch lebte. Obwohl Jane die intimsten Dinge wusste, blieb sie dennoch meiner Ansicht nach immer die Dienerin. insgesamt hat mich das Buch sehr bewegt. Es gibt einen guten Einblick in die damalige Gesellschaft und das Schicksal einer Frau von Adel, die die wichtigste Eigenschaft nicht besitzt : Schönheit.