Rezension

Egozentrisch und unentschlossen - nicht mein Ding.

Gefährliche Geliebte - Haruki Murakami

Gefährliche Geliebte
von Haruki Murakami

Bewertet mit 1 Sternen

Sehr geehrter Herr Murakami,

ich habe Ihr Buch gelesen und muss, zu meinem Bedauern, feststellen, dass Sie und ich nicht die gleiche Vorstellung von Gefahr und Liebe teilen. Ihr Protagonist in der Geschichte, Hajime, ist ein egozentrischer Mann, voller Selbstmitleid und Unentschlossenheit. Es fängt schon in seiner Kindheit an, dass er sich bedauert, ein Einzelkind zu sein, versteift sich voll und ganz auf diesen "Makel" und denkt dieses Schicksal nur mit einer Frau teilen zu können, die auch keine Geschwister hat. Außerdem hat seine Auserwählte noch ein körperliches Gebrechen, sie hinkt. Und obwohl diese Beziehung exklusiv zu sein scheint, hat Hajime nach einem Umzug nicht die Ausdauer, weiterhin dieses Mädchen zu besuchen - sie verlieren sich mit 12 aus den Augen!

Auf dem Weg zum Mann, kommt Hajime mit einer anderen Frau zusammen, betrügt diese aber mit ihrer Cousine, lernt schließlich eine Frau "mit sicherem Auskommen" kennen, ihr Vater ist Bauunternehmer, heiratet diese und bekommt zwei Töchter mit ihr. Immer in Gedanken an seine große Jugendliebe, schaut er jeder hinkenden Frau hinterher, und trifft Shimamoto (so heißt sie) schließlich eines Tages in einer seiner Bars wieder. Sie ist geheimnisumwittert, gibt nichts von sich preis, aber sie treffen sich regelmäßig und es kommt zur großen Liebesnacht.

Mit der ich übrigens so meine Probleme, bis hin zu Lachanfällen hatte. Meinen Sie das mit den Sexszenen wirklich ernst? Das indische Kamasutra ist dagegen ja nur eine Aufwärmübung, oder Asiaten sind anatomisch doch anders gebaut, als ich bislang angenommen hatte. Nun gut! Der gute Hajime ist wild entschlossen, seine Frau und Kinder für Shimamoto zu verlassen! Doch als sie am nächsten Morgen nicht mehr da ist, kehrt er zu seinem Eheweib zurück, die ihn unterwürfig fragt, ob er jetzt gedenke, sie und die Kinder zu verlassen. Er überlegt es sich und bleibt Familienvater.

Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass eine der Frauen gefährlich für Hajime werden könnte. Noch konnte ich die wahre Bedeutung von Liebe entdecken, zumindest nicht zu den Frauen, sondern nur Hajimes Eigenliebe zu sich selbst.

Es mag jeder für sich beurteilen, wie ihre Romane empfunden werden, aber Sie und ich werden in diesem literarischen Leben nicht mehr so schnell zusammenkommen. Ich denke aber, dass Sie sich über mangelnde Leserschaft nicht beklagen können, da wird eine winzige Lücke nicht auffallen.

Deshalb verbleibe ich, mit einigem Kopfschütteln, bis auf Weiteres

Ihre Emswashed

Kommentare

wandagreen kommentierte am 14. März 2019 um 23:43

Oh, Ems, ist das dein erster Harakiri-Murakami? und er gefällt dir gar nicht. Ich kenne nichts von ihm und wollte es mal probieren, weil er so gelobt wird. Du machst mir nicht viel Mut. Hoffentlich muss ich nicht auch solch nette Fanpost schreiben!

Emswashed kommentierte am 15. März 2019 um 07:47

2011 habe ich es schon einmal mit der wilden Schafsjagd probiert - damals war ich einfach nur ratlos. Heuer aber hat er mich mit seinen Formulierungen "leidenschaftlicher, warmer Herzschlag" und seinen Beschreibungen der Bettszenen einfach nur sprachlos gemacht. Ich werde nicht warm mit ihm - aber ich wünsche Dir bessere Erfahrungen mit einem ganz anderen Buch von ihm.

wandagreen kommentierte am 15. März 2019 um 09:51

Oh ... mir schwant Übles ...

Paperboat kommentierte am 26. März 2019 um 06:54

Es gibt Bücher von Murakami, die sind richtig, richtig gut, und es gibt Bücher, die sind es leider nicht. "Kafka am Strand", "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki", "Mister Aufziehvogel" oder "Naokos Lächeln" gehören wahrlich zu seinen besseren Werken. Mit seinen anderen Werken habe, obwohl ich ihn sehr gerne lese, bisweilen schwer getan.
Ansonsten kann ich von den Japanern noch Yoko Ogawa empfehlen mit "Der Herr der kleinen Vögel", "Zärtliche Klagen" oder "Liebe am Papierrand".