Rezension

Ehemänner und andere Störenfriede

Sterbenstörtchen - Beate Ferchländer

Sterbenstörtchen
von Beate Ferchländer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hanna Stadler führt das Hotel und Gasthaus ihrer Familie, ihr Mann Willi ein Schürzenjäger vor dem Herrn und die Mutter ist pflegedürftig und anstrengend. Diskretion ist Willis Sache nicht und so weiß jeder im Dorf und bald jeder Gast, wer seine neueste Gespielin ist. Hanna erträgt das alles ohne zu murren und in Resignation. Dann ruft die hochbetagte Mutter ihre drei Töchter ans Krankenbett um ihnen das Testament zu erläutern: Erben wird nur die, die zum Todeszeitpunkt nicht mehr verheiratet ist. Denn alle gewählten Ehemänner sind Taugenichtse. Paulas Gatte ist gewalttätig und schlägt seine Frau, Gerdas Mann ist nie seinem Hippiedasein entwachsen und lässt seine Frau für den Lebensunterhalt aufkommen und über für Willi spricht auch nicht viel. Wie sie es anstellen, ist der Mutter egal und es gibt immer Mittel und Wege, die auch kurzfristig Erfolg bringen.
Schon wenige Tage später ist Alex tot. Paulas Ehemann ist in seiner Waldhütte verbrannt, ob ein Unglück oder nicht, ermittelt die Polizei. Jetzt sind die beiden Schwestern in Zugzwang.

Sterbenstörtchen ist einerseits ein rabenschwarzer Krimi, aber auch ein Familiendrama. Das Verhältnis von Mutter und Töchtern und von Schwestern ist ja oft nicht ganz einfach. Vieles wird über Jahre totgeschwiegen und trotzdem gären die unausgesprochenen Vorwürfe.  Als die Ereignisse sich überschlagen, kommen langgehütete Lügen, Vertuschungen und Geheimnisse ans Licht. Das Leben von Mutter und ihrer drei Töchter wird gehörig durchgerüttelt.

Der Krimi punktet mit bösem Humor und treffsicherer Personenbeschreibung. Dass dabei die Ehemänner nicht gut wegkommen, ist klar. Beate Ferchländer hat sie ganz unterschiedlich charakterisiert, man spürt das Vergnügen, dass sie bei der Ausgestaltung wohl hatte. Natürlich wirken die Frauen sympathischer, obwohl ich auch sie nicht ganz von der Verantwortung für ihre Lage nicht freisprechen kann. Aber das macht auch die Faszination aus. Auch eine gute Portion Schadenfreude macht dem Leser Laune, mir ging es jedenfalls so, ganz instinktiv hatte ich ein „Geschieht dir ganz recht“ im Kopf.

Immer wenn ich beim Lesen dachte, jetzt ist alles klar, überraschte mich dann wieder eine gelungene Wendung im Plot, so blieb Spannung und Lesevergnügen bis zur letzten Seite hoch.
Ein wirklich gelungener Regionalkrimi aus Österreich, mit Charme und perfekt getimter Situationskomik.