Rezension

eher durchschnittlich, aber unterhaltsam zu lesen

Der Strand: Vermisst -

Der Strand: Vermisst
von Karen Sander

Bewertet mit 3.5 Sternen

Schauplatz der Geschichte um das mysteriöse Verschwinden von Lilli ist das fiktive Städtchen Sellnitz auf dem Darß. Eigentlich geht es dort eher beschaulich zu, mit ein Grund dafür, dass sich KHK Tom Engelhardt von Berlin dorthin versetzen ließ. Jedoch gewinnt man schon nach wenigen Kapiteln den Eindruck, dass dort fast jeder etwas zu verbergen hat. Ihm zur Seite steht u.a. Mascha Krieger, Kryptologin vom LKA Schwerin. Zwei Ermittler mit Vergangenheit und persönlichen Problemen, schon ein bisschen Klischee, aber letztlich durchaus realistisch. Nicht alles an den Figuren und deren Charakterisierung fand ich stimmig, aber im Großen und Ganzen haben sie mir gefallen.

In diesem ersten Teil der als Trilogie angelegten Geschichte werden viele Spuren gelegt, zahllose Geheimnisse angedeutet und mögliche Motive angerissen und am Ende wird nicht allzu viel geklärt. Das meiste bleibt offen und man darf gespannt sein, ob der zweite Teil da mehr Befriedigung bieten wird oder tatsächlich erst im dritten die losen Fäden verbunden werden.

Kurze Kapitel mit wechselnden Perspektiven sind ein probates Mittel, die Spannung hoch zu halten, was bei mir immerhin für einen angenehmen Lesesog sorgte. Doch trotz der vielen kleineren und größeren Cliffhanger an den Kapitelenden, wollte der Funke nicht so recht überspringen, mir war es stellenweise zu gewollt und künstlich auf Spannung getrimmt. Ich mag es gern subtiler.

„Vermisst“ ist routiniert geschrieben und hat mir sprachlich gut gefallen, erzählerisch fand ich es mit seinem Mix aus klassischen Krimizutaten nur durchschnittlich. Was die Ermittlungen angeht, passiert mir hier vieles zu plötzlich, aus heiterem Himmel und ohne ermittlungstechnisch vorbereitet zu sein. In einem bestimmten Maß ist das wohl nicht unrealistisch, aber in dieser Häufung wirkt es wenig zielgerichtet und lässt die Ermittler nicht besonders kompetent erscheinen.

Trotz der Kritikpunkte hat mich das Buch gut unterhalten. Und auch wenn ich dem Fortgang der Geschichte jetzt nicht gerade entgegenfiebere, warte ich mit Interesse auf die Folgebände.