Rezension

Eher ein längerer Prolog als ein Auftakt zu einer Krimi-Soap

Dark Village 01 - Das Böse vergisst nie (Sonderausgabe) - Kjetil Johnsen

Dark Village 01 - Das Böse vergisst nie (Sonderausgabe)
von Kjetil Johnsen

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt

 

Vier Mädchen, vier Freundinnen seit Kindertagen, aufgewachsen in demselben kleinen Dorf, wissen nicht, dass das neue Schuljahr ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen wird. Und dass eine von ihnen bald tot ist.

 

Nora, Benedicte, Vilde und Trine könnten unterschiedlicher nicht sein: Die stille, wenig selbstbewusste und harmoniebedürftige Nora, die geltungssüchtige, auf ihre körperliche Wirkung auf Jungs bedachte Benedicte, die nach außen hin rabiate, aber im Stillen sehr sensible Vilde und die zielstrebige Trine sind beste Freundinnen, seit sie denken können.
Doch dann treten zwei Personen in ihr Leben, die diese enge Freundschaft auf eine harte Probe stellen: Zum einen ist da der neue Mitschüler Nick, in den sich Nora und Benedicte beide vergucken. Und zum anderen droht ihre Lehrerin Synnøve Viksveen den vier Mädchen das Leben zur Hölle zu machen.
Keiner von ihnen ahnt, dass jene Probleme regelrecht verblassen angesichts der Tatsache, dass eine von ihnen bald im nahe gelegenen See treiben wird. Brutal ermordet und in Plastikfolie eingewickelt.

 

Meinung

 

Die Inhaltsangabe zum ersten Teil der Dark Village Reihe hat mich sofort neugierig gemacht: Eine Soap mit Thriller-Elementen, die mit interessanten und unterschiedlich gestalteten Charakteren und einer mitreißenden Story aufwartet.
Meine Erwartungen wurden leider nur teilweise erfüllt.
Zum einen schafft es der Autor wirklich, eine gewisse spannungsgeladene Atmosphäre aufzubauen. Verschiedene Handlungsstränge bieten sehr viel Konfliktpotential und eröffnen einige Möglichkeiten, wie es zu dem Mord gekommen sein kann. Geheimnisse haben alle Figuren genug, von manchen erfährt der Leser bald, andere bleiben weiterhin im Dunkeln und werden lediglich angedeutet. Die Frage danach, welches der Mädchen überhaupt die Ermordete sein wird, treibt einen am drängendsten an, weiterzulesen.
Zum anderen haben die einzelnen Protagonisten durchaus Potential, besonders die Jugendlichen sind in ihren Ängsten gut getroffen und nachvollziehbar dargestellt, typische Teenager eben, in ihren Sorgen und Befürchtungen, Selbstzweifeln und heimlichen Wünschen.

 

Leider wird bei beiden Aspekten, sowohl der Krimihandlung als auch der Charakterzeichnung, zuviel verschenkt.
Das beginnt damit, dass immer wieder plump auf den späteren Mord hingewiesen wird, wohl um den Leser bei der Stange zu halten. Der Hinweis, dass bald einer der Teenager tot sein wird, taucht sooft auf und wirkt daher eher aufdringlich und nervig und zerstört häufig die gerade aufgebaute Stimmung. Bis auf die Denkanstöße, welche Ereignisse zu der schrecklichen Tat geführt haben mögen, erinnert das Buch zudem kaum an einen Thriller. Es erscheint eher wie ein Auftakt zu einer größeren Reihe von Romanen, in deren Verlauf man erst langsam den Hintergründen auf die Spur kommt. Das abrupte Ende tut sein Übriges.
Bei den Figuren sieht es ähnlich aus. Zwar wird das Seelenleben der vier Freundinnen und ein paar anderer gut porträtiert, aber für tiefer gehende Erklärungen und Einblicke bleibt kein Platz. Vieles muss man sich selbst erschließen und dank des extrem einfachen Schreibstils ist es nicht immer leicht, sofort zu erkennen, wer was fühlt. Dafür wird eben das Meiste eben nur kurz angerissen. Ein bisschen mehr Ausführlichkeit in der Hinsicht, grade weil es eine längere Buchreihe ist, hätte nicht geschadet.

 

Fazit

 

Dark Village: Das Böse vergisst nie ist im wortwörtlichen Sinne ein Auftakt zu einer Buchserie mit reichlich Spannungspotential. In vielen Dingen wirkt der Roman eher wie eine Einleitung, ein Prolog und nicht wie ein eigenständiger Teil. Wenn man es so sieht, erwartet einen auf knapp dreihundert Seiten eine Einführung in die Welt rund um das kleine Städtchen Dypdal und das Seelenleben ein paar der Teenager dort. Dramatik und dunkle Geheimnisse sind reichlich vorhanden, nur fehlt es der Story leider an Ausführlichkeit. Spannung und das Mitfiebern mit den Charakteren kommen beim Lesen durchaus auf, werden aber immer wieder durchbrochen, was sehr ärgerlich sein kann.
Insgesamt ist der erste Band von Kjetil Johnsens Reihe ein grober Einstieg, der hoffentlich in den Nachfolgebänden sein Potential weitaus mehr entfaltet.