Rezension

Eher enttäuschend

Das Geheimnis der Königin - Mari Griffith

Das Geheimnis der Königin
von Mari Griffith

Bewertet mit 3 Sternen

Catherine de Valois ist im Kloster großgezogen worden, doch nun soll sie den englischen König, Heinrich V heiraten, für die Franzosen, die mit den Engländern im 100jährigen Krieg liegen, eine Schreckgestalt. Doch als Catherine ihn kennenlernt, ist er gar nicht so schrecklich, im Gegenteil, sie findet ihn schnell sympathisch und verliebt sich in ihn. Leider ist den beiden kein langes Glück beschieden, denn Heinrich stirbt im selben Jahr, in dem ihm ein Thronfolger geboren wird.

Catherine hat es nicht leicht am englischen Hof, sie ist Französin und man misstraut ihr. Auch die Erziehung ihres Sohnes wird in andere Hände gelegt, so dass sie sich schnell einsam fühlt. Doch dann lernt sie den Waliser Owen Tudor, Sekretär am Hof, näher kennen und verliebt sich in ihn – eine Liebe, die nicht standesgemäß ist und daher geheimgehalten werden muss.

Die Autorin hat sich für ihr Debüt eine interessante Zeit ausgesucht und, da sie selbst Waliserin ist, kann ich auch den Fokus, den sie auf Catherines Beziehung zu Owen Tudor legt, nachvollziehen. Eingebettet hat sie ihre Geschichte auch durchaus in den historischen Hintergrund, allerdings kommt mir gerade diese Einbettung oft etwas willkürlich vor. Manche Dinge werden relativ ausführlich erzählt, andere nur kurz angesprochen, ohne dass ich erkennen kann, warum. Warum z. B. wird die Hinrichtung Jeanne d'Arcs recht ausführlich aus der Sicht eines Dabeigewesenen beschrieben, während das restliche Geschehen um sie nur in Briefen erwähnt wird.. Insgesamt bleibt mir das tatsächliche historische Geschehen etwas zu sehr auf der Strecke und nicht alles, was erzählt wird, passt in den Kontext, wird wohl nur erwähnt, weil es eben geschehen ist, und deshalb erwähnt werden muss.

Im Grunde ist der Roman vor allem Liebesgeschichte, zuerst die zwischen Catherine und Heinrich, dann die zwischen Catherine und Owen, wobei die Emotionen im ersten Fall deutlicher zu spüren sind als im zweiten. Die Charaktere gehen leider, wie der historische Background, zu wenig in die Tiefe, schade, denn so kann ich mich nicht wirklich in diese hineinversetzen, so kann ich auch die Liebesgeschichte nur unzureichend nachvollziehen.

Der Roman lässt sich sehr zügig lesen, man muss beim Lesen wenig nachdenken, zumal, wenn einem der geschichtliche Hintergrund schon etwas geläufig ist – und Fans historischer Romane haben sicher bereits den einen oder anderen Roman, der zu dieser Zeit spielt, gelesen. Die ersten Seiten konnten mich schnell für sich gewinnen, dann allerdings wurde die Geschichte zunehmend seichter. Mein Kitschbarometer sprang bereits relativ früh an, allerdings noch in erträglichem Maße. Besonders schlimm fand ich in dem Zusammenhang die Dialoge, vor allem die zwischen Catherine und Heinrich.

Für mich hat die Autorin manche Chancen, die das Geschehen bietet, nicht genutzt, sie berichtet nur, bietet aber keine weitergehenden Informationen an. Warum wurden z. B. Catherine und ihre Schwester so abgerissen im Kloster abgegeben? Warum ist Catherines Witwensitz abgebrannt?

Positiv zu vermerken ist, dass die Autorin offensichtlich gut recherchiert hat, vor allem in Bezug auf die, teilweise sehr abergläubischen, Bräuche jener Zeit, die mich das eine oder andere Mal zum Schmunzeln brachten. Wenn z. B. die Hochzeitsnacht durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen wird, und die Braut ganz selbstverständlich sagt: „Das wird die Suppe sein“, während Heinrich, diesen Brauch nicht kennend, sehr ungehalten war – sein Gesichtsausruck war sicher herrlich. Und auch sonst gibt es immer wieder humorvolle Szenen, wie z. B. die Einführung Owen Tudors, dessen walisischer Name alles andere als leicht zu merken oder auszusprechen ist, weswegen daraus dann Owen Tudor wurde.

Neben Stammbäumen der drei wichtigen Familien, die hier eine Rolle spielen, gibt es einen interessanten Anhang, in dem die Autorin erzählt, wie es nach Ende des Romans mit den wichtigsten Protagonisten weiterging, und eine Auflistung der Orte, wo man dieser Geschichte nachspüren kann, Diese Boni haben mir gut gefallen.

Mich lässt der Roman zwiegespalten zurück. Lesen lässt er sich recht gut, aber die Erwartungen, die ich an einen historischen Roman habe, werden nicht erfüllt. Die historischen Hintergründe werden etwas vernachlässigt, manchmal wirkten sie sogar eher störend. Für eine Liebesgeschichte wieder sind zu wenig Emotionen da. So ist es mehr Catherines Lebensgeschichte, aber auch hier fehlt meiner Meinung nach etwas, auch das wirkt auf mich verkürzt. Nicht alles passt zusammen, für mich haben sich manche Fragezeichen ergeben. Ich vergebe daher 3 Sterne, die Geschichte hat einen gewissen Unterhaltungswert, hat mich aber unterm Strich doch eher enttäuscht. Wer gerne Liebesgeschichten im historischen Gewand mag, könnte vielleicht mit diesem Roman glücklich werden.