Rezension

Eher Spannungsroman als Thriller, den ich jedoch trotz ein paar weniger Längen regelrecht verschlang.

Im dunklen, dunklen Wald - Ruth Ware

Im dunklen, dunklen Wald
von Ruth Ware

Bewertet mit 4 Sternen

Das Glashaus im Wald

Als Nora eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer einst besten Freundin erhält, ist sie mehr als überrascht: Zehn Jahre hat sie Clare nicht mehr gesehen ‒ seit jenem Vorfall, den Nora nie ganz verwunden hat ... Ein idyllisches Wochenende tief in den Wäldern Nordenglands ist geplant. Nora gibt sich einen Ruck und fährt hin. Doch etwas geht schief. Grauenvoll schief. Die Party entwickelt sich zum mörderischen Albtraum....(Klappentext)

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"Ich laufe.
Ich laufe durch den mondhellen Wald, Zweige zerren an meinen Kleidern, meine Füße verfangen sich im Dickicht der schneebedeckten Farne.
Die Dornen der Brombeersträucher zerkratzen mir die Hände. Die Atemluft brennt in meinem Hals. Es tut weh. Alles tut so weh." (S. 9 - Anfang)

Nora erwacht in einem Krankenhaus, völlig zerschunden, Schmerzen am ganzen Körper und einer posttraumatischen Amnesie. Ein Autounfall, sagen die Ärzte. Doch sie kann sich an keinen Autounfall erinnern, nur daran, dass sie vor irgendwas oder irgendwem davongelaufen ist...durch einen Wald. Und wenn es ein Autounfall war, wieso hält dann ein Polizist vor ihrem Zimmer Wache? Sie möchte, sie MUSS sich erinnern, was auf der Junggesellenfeier geschah, denn die Zeit läuft und zwar gegen sie... (persönliche Inhaltsangabe)

Es wird aus der Ich-Perspektive von Nora erzählt, abwechselnd zwischen Krankenhaus, Erinnerungen und Vergangenheit.
Es fängt ruhig an, doch im Verlauf der Story steigern sich Spannung wie auch Tempo, bis es zu einer überraschenden Auflösung kommt.

Die Auflösung wurde meiner Meinung nach etwas zu schnell abgehandelt und für mich als Krankenschwester gab es so manchen Logikfehler, vor allem das Ende betreffend. Auch enthält dieser Thriller die ein oder andere Durststrecke, welche sich jedoch in Grenzen halten. Die Story selbst liest sich aufgrund des flüssigen Schreibstils locker-flockig und enthält trotzdem stellenweise nahezu literarische Züge.

"...die Schilder rauschten an uns vorbei wie eine Form konkreter Poesie, die Straße wand sich wie ein eisengraues Band, das man achtlos über die von Schafen abgegrasten Moore und niedrigen Hügel geworfen hatte. (S. 27)

Die Charaktere sind gut gezeichnet und könnten unterschiedlicher nicht sein. Dies trägt gekonnt zu der sich entwickelnden Gruppendynamik auf engem Raum bei, von der dieser Thriller lebt. Am Ende verdächtigt man so ziemlich jeden.

Fazit:
Meiner Meinung nach eher ein Spannungsroman als ein Thriller, den ich trotz ein paar weniger Längen innerhalb eines Tages regelrecht verschlang. Also packend ist er auf jeden Fall und konnte mich dadurch äußerst gut unterhalten.
Somit bleibt die Autorin definitiv auf meinem Radar.

© Pink Anemone