Rezension

Ehrlichkeit und Schwäche

Betreff: Falls ich sterbe
von Carolina Setterwall

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:

Carolinas Sohn ist wenige Monate alt, als sie Aksel, ihren Lebensgefährten und Vater ihres Babys, eines Morgens tot im gemeinsamen Bett vorfindet. Carolina fällt daraufhin in ein tiefes Loch, weiß nicht mehr wie sie mit sich und ihrem Leben zurechtkommen soll. Doch Freunde und Familie sind für sie da. „Betreff: Falls ich sterbe“ ist ein autobiographischer Roman, in dem die Autorin von den Monaten und Jahren vor und nach Aksels Tod erzählt. 

Meine Meinung:

Das Buch wirkt deutlich dicker, als es tatsächlich ist. Die Kapitel sind sehr kurz und lassen sich schnell lesen. Es gibt zwei Erzählstränge, die jeweils abwechselnd bedient werden. Der erste beginnt mit dem Kennenlernen von Carolina und Aksel, verfolgt ihre Beziehung und endet bei seinem Tod. Der zweite beginnt bei Aksels Tod, schildert die nervenaufreibende Zeit danach und geht schließlich in das Leben über, das Carolina sich irgendwann wieder aufbaut.

Im Zentrum der Geschichte stehen allein Carolina, Aksel und ihr Sohn Ivan. Carolina erzählt in der zweiten Person, sie spricht den toten Aksel direkt an. Die Nebenfiguren werden nicht näher benannt oder charakterisiert. Sie sind bloß „meine Stiefmutter“, „dein Bruder“, „seine Tochter“. Das hat mich vor allem im Mittelteil, als Familie und Freunde in Carolinas Trauer doch so präsent waren, sehr irritiert.

Beeindruckt hat mich an dem Buch, mit welcher Ehrlichkeit die Autorin versucht, sich selbst, Aksel, ihre Beziehung, das Muttersein und ihre Trauer zu beleuchten. Und da wären wir auch schon beim größten Problem. Die Beziehung, die hier geschildert wird, ist in meinen Augen höchst dysfunktional. So dysfunktional, dass ich mich des Öfteren bei dem Gedanken ertappt habe, dass doch einer von den beiden dieses ganze Übel bitte beenden möge. Die Beziehung von Carolina und Aksel und ihre Probleme, vor allem im Bezug auf Kinderwunsch und Schwangerschaft, wird äußerst detailliert seziert, während in den zwischengeschobenen Kapiteln gleichzeitig Carolinas Trauerphase stattfindet. Mit diesem Wechsel bin ich nicht gut zurechtgekommen. 

Carolina erzählt ihre Geschichte weiter, bis zu dem Punkt, an dem sie beginnt, sich ein neues Leben nach Aksel aufzubauen. Dieses Leben ist mit neuen Menschen und neuen Problemen verknüpft. Irgendwie schafft es die Geschichte hier einen Bogen zu spannen, weil diese Schwierigkeiten die genaue Verkehrung der Situation mit Aksel sind.

Apropos Bogen: Schade fand ich auch, dass die titelgebende Email im Laufe der Geschichte nicht intensiver thematisiert wird. 

Fazit: 

Es war nicht mein Buch. Mir haben die Nebenfiguren gefehlt. Ein greifbares soziales Gefüge. Ein Fokus. Der große Pluspunkt der Geschichte ist ihre Ehrlichkeit und vielleicht bin ich selbst einfach nicht in der entsprechenden Lebensphase, um diese wertschätzen zu können. Für mich ist es nicht das richtige Buch zum Thema Trauer und Schicksalsschläge gewesen, weil es einfach zu viele schwierige Nebenschauplätze behandelt. Trotzdem muss man herausstellen, dass das Leben nun einmal häufig so ist, wie es hier geschildert wird. Es tut weh und man läuft im Kreis. Aber als Roman, habe ich mir damit wahnsinnig schwergetan.