Rezension

Eigenartig, einzigartig, komisch, absurd, skruril und nachdenklich – wie das Leben so ist

Alfred - Alfred Komarek

Alfred
von Alfred Komarek

Bewertet mit 3 Sternen

Eine eigentümliche Reise durch die vielschichtige Welt der Sprache, Mythen, Märchen

Alfred ist in kleines Hardcover-Taschenbuch mit knapp 110 Seiten, das leicht in der Hand liegt und gut in kleinen Taschen verstaut werden kann und einen einfach mal ein paar Tage begleiten kann, da die Haptik sehr angenehm ist.

Nebenbei gesagt, liest es sich aber nicht so nebenbei. Man muss es schon konzentriert lesen, da versteckte Anspielungen – politisch, geschichtlich, sozial, mythologisch – schon die Aufmerksamkeit des Lesers erfordern. Aber es ist spaßig wenngleich auch zeitweise sehr anstrengend, mit Alfred auf der Reise zu sich selbst und zu seiner wahren Bestimmung zu sein.

Für mich war es dennoch ein besonderes Buch, so was ist mir noch nicht begegnet, da mir die Geschichte irgendwie abstrakt vorkam; gleichzeitig habe ich aber ebenso die Fülle an bildlichen Redewendungen faszinierend empfunden. Ein geschicktes Ineinandergreifen der Sprachelemente. Komarek schafft es auch immer wieder, eigentlich nicht miteinander einhergehende Vergleiche dennoch passend und absurd in Szene zu setzen, so kann Alfred 'geschwätzig schweigen' und sich selbst in den Rücken fallen! Es wird zu Tode gelacht und weitergelebt....

Auf seiner Reise begegnet den eigentümlichsten Gestalten, mit denen er tiefsinnige oder auch absurde Gespräche führt.

Er begegnet der Schlange aus dem Paradies, lernt einen gefallenen/verlorenen Engel kennen, darf sich auf einer Galeere beweisen, trifft Schreckgespenster, die ihr Glück in der Politik suchen, wohnt eine zeitlang bei Wölfen, die mit Rotkäppchen zu tun haben und führt Dialoge mit Störtebecker. Sogar bei einer Fee hat er drei Wünsche frei.

Und wenn ich mir die Geschichte so anschaue, kommt sie mir fast wie ein Traum vor, da im Traum die unmöglichsten Sachen zusammenpassen und aufeinandertreffen und weitab jeglicher Logik miteinander harmonieren oder auch disharmonieren. Und ein Traum spiegelt das wider, was in einem vorgeht, persönlich und hier auch 'global'.

Ich habe (leider) oft den Faden verloren und bin dann, ohne eine richtige Verknüpfung herzustellen, wieder eingestiegen. Mich hat vieles verwirrt und irritiert und dennoch gleichermaßen fasziniert, dass jemand seine Gedanken so zu Papier bringen kann und mich als Leser grübelnd zurücklässt.

Diese „LeseLUSTreise“ war für mich fast schon eine „LeseLASTreise“, da das Sprachgepäck sehr schwer und kompakt war – für mich jedenfalls. Aber eine literarische Herausforderung!

Tja, und vielleicht sehe ich ja nur das „halbe Leben“ - sei's drum...