Rezension

Eigentlich ist das Leben zu kurz für schlechte Geschichten …

Cari Mora - Thomas Harris

Cari Mora
von Thomas Harris

Bewertet mit 1 Sternen

Caridad „Cari“ Mora, eine ehemalige Farc-Guerilla-Kämpferin, die heute in Miami, Florida, lebt, ist Haushälterin in einer Residenz, die früher dem verstorbenen kolumbianischen Drogenlord Pablo Escobar gehörte. Unter dem Haus befindet sich ein Tresor, der vermutlich Escobars Gold enthält, den aber bisher niemand öffnen konnte. In der Hoffnung, den Schatz zu bekommen kreisen nun verschiedene kriminelle Banden, Vereinigungen und Gestalten um das Anwesen. Hans-Peter Schneider ist einer von ihnen und er schreckt buchstäblich vor gar nichts zurück…

Schon früher setzte Harris starke, eigenwillige Frauen in den Fokus seiner Geschichten. Clarice Starling, Molly Foster Graham, Catherine Martin waren all das und boten den obligatorischen Bösewichten erfolgreich die Stirn. Cari ist als ehemaligen Kindersoldatin bei den Farc sicher physisch wie psychisch gezeichnet - aber alles was sie erlebt hat, hat sie stark gemacht.

Sadist

Ihr Gegenspieler ist Hans-Peter Schneider, der Frauen für “besondere Bedürfnisse” verkauft, misshandelt, verstümmelt, quält und am Ende noch mit ihren Organen handel treibt. Zu allem Überfluss ist er der stolze Besitzer einer Maschine zur Verbrennung von Flüssigkeiten mit der er menschliche Überreste beseitigen kann. Ach ja - er ist übrigens vollkommen haarlos, mit anderen Worten “aalglatt” ...

Unbeteiligte Dritte

Im Grunde ist Cari nur eine unbeteiligte, aber leidtragende, Dritte im Kampf zwischen Schneider und Don Ernesto, dem Herrscher über ein Netzwerk kolumbianischer Diebe und Einbrecher. Denn genau betrachtet ist die Geschichte genau das - die Story über einen Einbruch, gespickt mit jeder Menge Grausamkeiten und Gemetzel, was alles so überhaupt nichts zur Geschichte beiträgt.

Explodierende Schädel

Da werden Menschen sadistisch gequält, es explodieren Schädel, Gliedmaßen werden abgetrennt, Organe entnommen und verkauft - alles vollkommen ohne Sinn und Zweck. Das ist mehr eklig als spannend. Es führt die Geschichte in auch keine Richtung - genausowenig wie etliche vollkommen  unwichtige Informationen oder Personen, die eingeführt werden, nur um ein paar Seiten wieder zu verschwinden.

Kitschig

Daneben gibt es dann reichlich kitschige, überfrachtete Beschreibungen der Umgebung von Escobars Villa. Mir fehlte tatsächlich Hannibal Lecters Einfallsreichtum, seine Eleganz, seine Mordmethoden, seine Kochkünsten und auch seinen manchmal philosophischen Betrachtungen. In “Cari Mora” habe ich nur Langatmigkeit, Langeweile und Plattitüden gefunden - dieses Buch war für mich vergeudete Lebenszeit.

Mein Fazit:

Cari Mora hat mich auf ganze Linie enttäuscht. Vielleicht lag das weniger am Autor, sondern am Verlag, der recht großspurig einen besseren Hannibal Lecter versprochen hat und nicht geliefert hat.