Rezension

Eigentlich süß, aber leider auch problematisch ...

Girl At Heart -

Girl At Heart
von Kelly Oram

Bewertet mit 4 Sternen

Schon seit ihrer Kindheit spielt Charlie für ihr Leben gerne Baseball. Da die Sportart eher männerdominiert ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, hat sie nur Freundschaften zu Jungs aufgebaut. Was bisher absolut kein Problem war. Doch nun ist sie ein Teenager und in ihren besten Freund, der ebenfalls in ihrem Team spielt, verliebt. Schade nur, dass dieser sie nicht als mehr als einen guten Kumpel wahrnimmt. Als Eric nun auch noch mit einem anderen Mädchen auf den Abschlussball gehen will und Charlie sagt, dass er nicht davon ausgegangen sei, dass sie überhaupt hingehen wolle, reicht es ihr endgültig. Sie hat es satt von niemanden aus ihrem Team als Mädchen wahrgenommen zu werden, sodass sie in einer Kurzschlussreaktion Baseball an den Nagel hängt. Kapitän Jace lässt dies allerdings nicht einfach so stehen. Er sucht das Gespräch mit Charlie, welche ihm nach anfänglichem Zögern die Wahrheit über ihren Ausstieg aus dem Team gesteht. Jace bietet ihr daraufhin seine Hilfe an.

Character (9/10)
Charlie war eine sehr liebenswerte Protagonistin. Mir hat viel Spaß gemacht ihre Geschichte zu verfolgen. Ich fand es sehr gut nachvollziehbar, dass sie nicht richtig wusste, wie sie damit umgehen soll, dass ihr bester Freund nicht so empfindet wie sie. Dass sie danach eine Veränderung wollte, fand ich auch verständlich, mir hat nur nicht gefallen, dass die Autorin es hat klingen lassen, als müsse man auf eine bestimmte Weise aussehen oder sich verhalten, um als Mädchen zu gelten.
Jace habe ich geliebt. Er hat Charlie die ganze Zeit unterstützt und deutlich gemacht, dass er sie nicht erst seit ihrer Veränderung mag, sondern schon die ganze Zeit.
Auch die anderen Charaktere, wie Jace Schwester, die Jungs aus dem Team und Charlies Vater empfand ich als sehr angenehm. Gut fand ich, dass im Vergleich zu Eric, die meisten anderen Charlies Veränderung positiv aufgenommen haben.

Atmosphere (6/10)
Es war eine angenehme Geschichte, die an einer Highschool spielt und eine dazu passende Atmosphäre hatte. Das Buch spielt unter anderem bei Charlie zu Hause, in der Schule und auch in der Mall. Sehr typische Schauplätze für eine solche Geschichte. Man konnte sich gut hineinversetzen.

Writing Style (9/10)
Der Schreibstil war wahnsinnig flüssig und angenehm. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und habe es an einem Stück durchgelesen. Ich wollte es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Plot (7/10)
Die eigentliche Handlung hat mir gut gefallen. Es war eine schöne Geschichte über ein Mädchen, dass sich für eine Sportart begeistert und in dieser auch brilliert. Gepaart mit einer süßen Lovestory, die mir wirklich gut gefallen hat. Was ich nicht mochte, war was für ein Bild an die Leser weitergetragen wurde. Prinzipiell fand ich in Ordnung, dass Charlie sich entscheidet eine Veränderung zu wollen, ABER was mir gar nicht gefallen hat, war das vermittelt wurde, dass Mädchen Röcke tragen, rosa mögen und albern kichern müssen, um als Mädchen zu gelten und so von ihrem Umfeld auch wahrgenommen zu werden. Das fand ich absolut nicht okay an Leser:innen zu vermitteln. Zumal Kelly Oram primär für eine jüngere Zielgruppe schreibt. Deswegen möchte ich auch an dieser Stelle nochmal deutlich machen, das bitte niemand sich dieses Buch und die Aussagen darin zu Herzen nehmen soll. Niemand muss sein Aussehen verändern, um einem bestimmten Geschlecht angehörig zu sein. Man sollte tragen und sich verhalten wie man möchte. Zumindest, solange man niemanden damit schadet oder ähnliches.

Intrigue (9/10)
Wie beim Schreibstil schon gesagt, habe ich es in wenigen Stunden durchgelesen. Es hat wirklich Spaß gemacht, weil es einfach so locker und leicht war. Einfach eine sehr schöne Highschoolgeschichte.

Logic (7/10)
Auch hier Abzug von mir für den Umgang mit dem Bild wie ein Mädchen zu sein oder nicht zu sein hat. Für mich war das absolut unnötig so wiederzugeben und damit ein klischeebehaftetes Rollenbild zu multiplizieren.

Enjoyment (8/10)
Bis auf die Problematik, die ich bereit angesprochen habe, hatte ich mit dem Buch selbst viel Freude.

Fazit (7,9/10)
Mit 7,9 von 10 bekommt “Girl at Heart“ von mir noch knapp vier Sterne. Ich finde sehr schade, dass ein eigentlich tolles Buch dadurch heruntergezogen wird, dass die Autorin klischeehafte und toxische Rollenbilder reproduziert. Während ich die eigentliche Geschichte wirklich süß fand, die Charaktere mochte und der Schreibstil mich so durch die Seiten hat fliegen lassen, fand ich den ganzen Umgang damit, was ein Mädchen definiert problematisch und gefährlich. Ich verstehe nicht, warum man Leser:innen vermitteln muss, dass man nur dann ein Mädchen ist, wenn man bestimmte Kleidungsstücke und Farben trägt, sich die Haare färben lässt, andere Mädchen als Freundinnen hat und natürlich ganz viel kichert. Man hätte meiner Meinung nach entweder Charlie lassen können wie sie war oder sagen können, dass sie zwar sich verändern möchte, dass aber nicht mehr oder weniger definiert, ob sie weiblich ist und so wahrgenommen wird oder nicht.
Prinzipiell kann ich das Buch an sich empfehlen, weil es Spaß macht es zu lesen. Dennoch möchte ich festhalten, dass man sich bewusst sein sollte, dass die Autorin mehrfach Bücher herausgebracht hat, die einen problematischen Umgang mit gewissen Themen zeigen. Noch viel schlimmer fand ich „V is for Virgin“ von ihr. Ich denke, dass ich künftig lieber Bücher dieser Autorin meiden werde.