Rezension

Eigenwillig

American Spy - Lauren Wilkinson

American Spy
von Lauren Wilkinson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mitten in der Nacht wird eine junge Mutter von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen. Eine beängstigende Situation, doch Marie Mitchell hat seit Jahren mit einem ähnlichen Überfall gerechnet. Noch vor wenigen Jahren war sie im amerikanischen Geheimdienst tätig, hat in Burkina Faso den Dunstkreis von Präsident und Revolutionär Thomas Sankara infiltriert. Jetzt scheint ihre Vergangenheit sie einholen zu wollen.

Lauren Wilkinsons Thriller ist nicht nur Spannungsliteratur, sondern auch ein tiefer Einblick in die jüngere Geschichte eines gebeutelten Landes. Sankara hat dort in den 80ern nach einem Staatsstreich regiert, sein Handeln und Wirken bilden den realen Hintergrund zum Thriller. Wilkinson vermischt dabei Fakten und Fiktion, nicht immer ist für den Leser gleich nachzuvollziehen was real ist, und was nicht. Zwar sind die Verwicklungen rund um Sankara wirklich spannend, auch die Situation der Mitchells bedrohlich, trotzdem liest sich American Spy in weiten Teilen nicht als klassischer Thriller. Mir hat die Romanhandlung trotzdem gut gefallen, es wird aber sicherlich dem Leser doch etwas anderes suggeriert als er im Endeffekt bekommt. Der klassische Thrillerleser dürfte doch eher enttäuscht werden. Die Geschichte wird aus Maries Perspektive erzählt, sie berichtet ihren kleinen Söhnen aus ihrem Leben; Gedanken- und nicht immer sofort nachvollziehbare Zeitsprünge inklusive. Das muss man mögen (mir hat es gefallen). Mitchells Leben birgt viel Zündstoff, eine Frau (noch dazu eine schwarze) in einer männerdominierten Domäne; da hat die Autorin etwas Potential liegen lassen, mir war die Handlung dann doch zu oft zu oberflächlich. Insgesamt wird die Geschichte rund, trotzdem denke ich, dass der Roman nicht jedem gefallen wird. Ich mochte ihn in weiten Teilen ganz gerne, weitere Romane der Autorin werden wahrscheinlich auf meiner Leseliste landen.