Rezension

Eigenwillig, aber super

Die Analphabetin, die rechnen konnte - Jonas Jonasson

Die Analphabetin, die rechnen konnte
von Jonas Jonasson

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Die junge Nombeko ist Latrinentonnenträgerin im größten Slum Afrikas. Obwohl sie weder lesen noch schreiben kann, bringt ihr außergewöhnliches Talent, mit den Zahlen umzugehen, sie schon bald von diesem Ort fort. Kurz darauf landet sie jedoch als Folge eines Unfalls beim Ingenieur Westhuizens, der gerade mit dem Bau von Atombomben beschäftigt ist. Blöd nur, dass dieser davon gar keine Ahnung hat und Nombeko an seiner Stelle einen Plan entwickelt. Durch ihr Geschick gelingt es ihr schließlich, sich nach Schweden abzusetzen-mit einer Atombombe im Gepäck, die es eigentlich nicht geben dürfte…

Meine Meinung:

Gleich vorweg: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ habe ich nicht gelesen, somit kann ich “Die Analphabetin, die rechnen konnte“ nicht mit diesem Buch vergleichen. Jedoch muss ich sagen, dass mir das Buch insgesamt sehr gut gefallen hat. Es ist skurril und originell und somit eine gute Abwechslung von meinen normalerweise gelesenen Jugendbüchern und Dystopien. Jedenfalls ist besonders der neutrale Schreibstil herausragen, der scheinbar ohne jede Wertung die Geschichte Nombekos und anderer Protagonisten wiedergibt, trotzdem wirkt er stellenweise unglaublich ironisch und sarkastisch. Schon der Schreibstil macht das Buch lesenswert.

Allerdings ist es kein Buch, das man so schnell in einem Rutsch durchlesen kann. Zwischenzeitlich hatte ich immer mal wieder genug von der Geschichte, brauchte eine Pause, denn obwohl der Schreibstil einfach durch das Buch leitet, ist die Story ziemlich verwirrend, da es auch mehrere parallel verlaufende Handlungsstränge gibt. Wo ich mich anfangs fragte, was die einzelnen Protagonisten, die wohlgemerkt auf unterschiedlichen Kontinenten leben, miteinander zu schaffen haben, führt Jonasson diese schließlich gekonnt zusammen.

Die Charaktere sind brillant ausgefeilt und mit seiner unvergleichlichen Art nimmt Jonasson einige auch ordentlich aufs Korn. Ein ständig alkoholisierter Ingenieur, der für den Bau von Südafrikas Atombomben zuständig ist, aber keine Ahnung vom Fach hat und sich dann von seiner Putzfrau helfen muss, wobei zum Schluss doch plötzlich eine Atombombe da ist, die es eigentlich nicht geben dürfte. Obwohl die Geschichte ebenso wie die Charaktere sehr skurril ist, schwingt gleichzeitig ein ernster und gesellschaftskritischer Unterton mit. So überspitzt manches dargestellt wird, desto trauriger ist es, dass manches bereits geschehen ist bzw. auch alles andere als unwahrscheinlich ist. Alleine die Geschichte von Ingmar und später Holger ist schon eine Sache für sich. So unterhaltsam und zum Grinsen diese ist, so schwingt auch eine ordentliche politische Note mit. Wer also Politik und Weltgeschehen uninteressant findet, wird im Buch einige Stellen finden, die sich in die Länge ziehen.

 

Fazit:

Vom größten Slum Südafrikas geht es für Nombeko auf die abenteuerliche Reise nach Schweden, wo sie schlussendlich Weltgeschichte schreibt. Ihren Weg zu verfolgen ist sehr amüsant und die Stimmung, die das Buch verströmt, hat mir sehr gut gefallen. Deshalb gibt es von mir neben einer Leseempfehlung 5 von 5 Herzen.