Rezension

Eigenwillig und faszinierend

Töte mich - Amélie Nothomb

Töte mich
von Amélie Nothomb

Bewertet mit 4.5 Sternen

Was ich bisher von Amélie Nothomb gelesen habe, ist mir als eigenwillig, aber auch als faszinierend in Erinnerung geblieben, und das hat sich auch hier bestätigt.

Schauplatz und Personal muten fast ein bisschen märchenhaft an. Ein Schloss, ein etwas verschrobener Graf, der althergebrachten Prinzipien anhängt, eine (immer noch) schöne Gräfin, zwei überaus geratene Kinder … Gäbe es da nicht mit Sérieuse, dem Küken, noch ein „Problemkind“, und die bevorstehende Gartenparty, auf welcher der Graf zum letzten Mal sein einzigartiges Gastgebertalent auszuleben beabsichtigt. Denn über allem hängt das Damoklesschwert der Insolvenz. Man wird das über alles geliebte Schloss verkaufen müssen. Zu allem Übel gibt es da noch diese Prophezeiung, der Graf würde bei besagtem Gartenfest einen Gast töten, die ihm keine Ruhe lässt, den Schlaf raubt und zu aberwitzigen Überlegungen führt.

Das Ende kommt dann wie im Zeitraffer. Plötzlich und überraschend, letzteres allerdings nur auf den ersten Blick ;).

Bizarre Szenen, groteske Dialoge und kluge Gedanken mischen sich zu einer ebenso haarsträubenden wie intelligent konstruierten Geschichte. Ich finde Amélie Nothombs Romane unwiderstehlich, auch wenn ich „unterwegs“ vielleicht mal mit den Augen rolle *g*.  

Unwiderstehlich finde ich auch das Cover!

Der Titel „Töte mich“ passt, aber der französische Titel erscheint mir ungleich subtiler: Le crime du comte Neville – in Anlehnung an die im Buch erwähnte Erzählung „Lord Arthur Saviles Verbrechen“ von Oscar Wilde, eine ähnlich absonderliche Geschichte.