Rezension

Eigenwilliger Stil

Meter pro Sekunde
von Stine Pilgaard

Bewertet mit 2.5 Sternen

Nach ihrem Umzug auf das Gelände der Heimvolkshochschule in Velling, einem Ort in Westjütland, ändert sich nach und nach das Leben der Protagonistin des Romans. Ihr Mann hat eine Stelle als Lehrer an der Schule, und durch die eigenwillige Schulleiterin bekommt sie selbst eine Stelle bei der lokalen Zeitung, für die sie den Kummerkasten für alle Altersgruppen betreut und die Zuschriften beantwortet. Nachdem auch ihr Baby inzwischen groß genug für einen Kita-Platz ist, eröffnen sich ihr langsam neue Möglichkeiten und die beiden werden in Velling zunehmend heimisch.

Stine Pilgaards Roman „Meter pro Sekunde“ hat mich mit seiner Sprache und seinem eigenwilligen Stil sehr überrascht. Während es für Westjütland heißt, dass es das Land der kurzen Sätze sei, ist der Roman das Buch der kurzen Kapitel. Ich glaube, dass nicht ein Kapitel oder besser gesagt nicht ein Abschnitt – denn sie tragen keine Titel oder Nummerierungen – mehr als zweieinhalb Seiten umfasst. Eingestreut zwischen die Abschnitte finden sich regelmäßig Briefe an den Kummerkasten sowie eine Seite weiter die entsprechende Antwort. Zudem gibt es einige eingestreute Lieder.

Der Roman wird durchweg aus der Sicht der Protagonistin erzählt, deren Namen wir nicht erfahren. Sie schildert verschiedene Szenen aus ihrem Leben, wobei gänzlich auf wörtliche Rede verzichtet wird. Die Hauptperson berichtet nur, was jemand gesagt hat. Immer wieder schweift sie vom aktuellen Geschehen ab, erinnert sich an vergangene Begebenheiten, wodurch wir Leser zwar ein wenig aus ihrem Leben erfahren, der Übersichtlichkeit dienen diese Erinnerungen allerdings nicht. Zudem ist die Handlung nur bedingt fortlaufend. Die Reihenfolge vieler Szenen ist mehr oder weniger beliebig austauschbar. Abwechselnd berichtet die Hauptperson hauptsächlich von ihren zahlreichen Fahrstunden und der Verzweiflung derer, die versuchen ihr das Fahren beizubringen, von Treffen mit ihrer Freundin Krisser und von der Kita, der Tagesmutter und ihrem Sohn.

Weitere Begebenheiten lassen ein recht klares Bild von der aktuellen Lebenssituation der Protagonistin entstehen. Dabei wirkt sie nicht unzufrieden, scheint aber lange Zeit auf der Stelle zu treten.

Die Briefe, die sie für den Kummerkasten beantwortet, sind vielfältig, ihre Antworten sind ebenso unterschiedlich. Eines haben jedoch viele Antworten für mich gemeinsam: die Protagonistin schafft es immer wieder mit Begebenheiten aus ihrem eigenen Leben zu antworten, manchmal mit konkreten Tipps, manchmal ohne. Dabei wirkt sie auf mich manches Mal sehr überheblich und von ihrer eigenen Meinung sehr überzeugt.

Der Tonfall des Buches ist grundsätzlich positiv, dennoch hatte ich meine Probleme mit dem Roman. Zum einen geschieht sehr wenig, zum anderen ist der Stil nicht unbedingt mein Fall. Ich habe mich selbst mehrfach dabei ertappt eher quer zu lesen. Ein gewisser Spannungsbogen hätte sicher nicht geschadet.

Insgesamt ein Buch, dessen Bewertung mir schwerfällt. Ich bin überzeugt, dass es einige Leser begeistern wird, anderen werden vielleicht ebenso wie ich mit dem Stil kämpfen. Daher kann ich jedem nur empfehlen, einfach mal reinzulesen.