Rezension

Ein 20-seitiger Artikel hätte es auch getan

Das Turiner Grabtuch und das Geheimnis der Auferstehung - Thomas De Wesselow

Das Turiner Grabtuch und das Geheimnis der Auferstehung
von Thomas de Wesselow

Bewertet mit 1 Sternen

Das Turiner Grabtuch gehört weltweit zu den interdisziplinärsten Forschungsgegenständen, die wir kennen. Herr de Wesselow hätte gut daran getan, sein originäres Feld zu bearbeiten (Kunsthistorik) und eher mit Bescheidenheit, Dialogizität und vor allem wissenschaftlicher Redlichkeit auf andere Fachrichtungen einzugehen.
Es konnte bis dato immer noch nicht befriedigend geklärt werden, wie das Körperbild des Leichnams auf das Tuch kam. De Wesselow aber stellt in seinem Buch die Vapographie (=Entstehung durch Gase) als die einzig richtige Theorie dar. Damit untermauert er dann, dass das Grab am Ostermorgen immer noch Jesu Leichnam beherbergte.
Kenner der sindonologischen Literatur werden sich bis Seite 243 (von 432) unsäglich langweilen. Die schon unlängst und viel besser von Ian Wilson aufbereitete Historie des Grabtuchs wird hier direkt und indirekt plattgewalzt.
Der eigene Beitrag von de Wesselow als Kunsthistoriker besteht in den Hinweisen darauf, wie die ersten Zeugen des Grabtuches die Abdrücke in ihrem historischen Kontext wohl aufgenommen und interpretiert haben könnten. Der weitere Einsatz des Grabtuches in den Urgemeinden ist reine Spekulation, obwohl mit de Wesselows Theorie wirklich einige theologische Fragezeichen aufgelöst werden könnten (Warum erkannte man den auferstandenen Jesus nicht? Und wie sind die nachösterlichen Erscheinungen zu verstehen?).
Punktabzüge gehen auch an die Verantwortlichen (Übersetzerin, Lektorat?) für die ständige und damit nervende Schreibweise Maria Magdalene. Dies ist im deutschen Sprachgebrauch nicht verankert.

Fazit: Ein 20-seitiger, sachlicher Artikel ohne Apfelbaum-Schwärmerei des Autors (Da hat er seine "bahnbrechende" Idee gehabt) wäre eindeutig besser gewesen.