Rezension

Ein Abenteuerroman aus dem 30jährigen Krieg, die fast wahr sein könnte und mir sehr gut gefallen hat.

Der Kallenboel - Achim Gandras

Der Kallenboel
von Achim Gandras

Bewertet mit 5 Sternen

Der Abenteuerroman „Der Kallenboel“ von Achim Gandras ist im Sutton Verlag als Taschenbuch erschienen und umfasst 322 Seiten. Im Anschluss an die Erzählung finden sich alphabetisch aufgeführte Anmerkungen zu Personen, Orten und Begriffen, in die man gerne immer wieder hineinblättert, weil es dort nicht nur Erklärungen und Querverweise gibt, sondern auch weitere „Randbemerkungen“ und detailliertere Umgebungsbeschreibungen. Auf dem Cover ist im Vordergrund ein Bild des jungen Kallenboels, der titelgebenden Figur, abgebildet vor einer Szene in der ein geharnischter Reiter zwei Personen verfolgt und die aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen könnte, in der diese Geschichte des Buchs im Sauerland spielt.

Die Erzählung handelt auch vom Kallenboel, aber die Hauptfigur dieses Romans ist sein Sohn Valentin. Er wächst bei seinem Onkel Casparus Hengestebeck im katholischen Pfarrhaus in Helden im Sauerland auf. Doch an seinem 15. Geburtstag besucht  Tonies Kallenboel  den Onkel um, wie er Jahre vorher angekündigt hat, seinen Sohn abzuholen und ihn ins Regiment zu geben. Ihm wird ordentlich aufgetischt, vor allem Wein. Während Tonies seinen Rausch ausschläft verhilft Casparus Valentin zur Flucht. Mitten im Dreißigjährigen Krieg ziehen überall versprengte, marodierende Truppen durch die Gegend und machen der Bevölkerung das Leben schwer. Auch Valentin gerät in Gefahr. Auf seiner Flucht trifft er den zwölfjährigen, protestantischen, aus dem böhmischen Prag stammenden Witek, der seinen Bruder sucht. Schließlich lernen sie den venezianischen Obristen Kirschenbaum kennen und bestehen fortan ihre Abenteuer zu dritt. Bei Valentin ist aber stets der Wunsch präsent, wieder zu seinem Onkel zurückkehren zu können.

Gekonnt verwebt der Autor in seinem Debütroman Dichtung und wahre Begebenheiten.  Achim Gandras hat bewusst keine geschichtliche Abhandlung geschrieben. Die politischen Verhältnisse zu Beginn des 17. Jahrhundert lässt er so mit und mit einfließen. Seine Darstellung erfolgt wertfrei. Ja, so könnte es damals gewesen sein. Die Kapitel werden einerseits mit Blick auf Valentin erzählt andererseits handeln sie von Casparus. Die Geschichte ist flüssig und leicht zu lesen. Der Autor versteht es, nicht nur historische Personen lebendig werden zu lassen, sondern auch die Umgebung genau zu beschreiben. Man spürt dem Buch die Heimatverbundenheit von Achim Gandras an. Gerne wäre ich mit dem Buch in der Hand zu den Orten gereist und hätte mir die Burgen und Klöster im Sauerland angesehen, aber leider ist von vielen nichts oder nur noch die Ruinen vorhanden. Die hier erzählten Abenteuer sind manchmal zum Schmunzeln, bringen den Leser aber auch zum Nachdenken über den Sinn (oder Unsinn) eines Religionskriegs. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung.