Rezension

Ein Abenteuerroman, der dann doch zu viel des Guten war: oberflächlich, übertrieben oder unauthentisch und voller Klischees

Inka-Gold - Clive Cussler

Inka-Gold
von Clive Cussler

Der liebe Clive Cussler hat's wohl etwas mit Übertreibungen. Natürlich handelt es sich hier um einen Abenteuerroman und natürlich müssen Kriminelle mit unfähren Methoden oder Waffengewalt kämpfen. Ein Held wie Dirk Pitt darf auch nicht fehlen und die ein oder andere hübsche Frau...

Sein Schreibstil ist höchst ausführlich und gestaltet anfangs die Geschichte auch sehr spannend. Nach einer gewissen Zeit muss ich jedoch leider sagen, dass ich es oft oberflächlich, dann wieder unnötig präzise und oft leider übertrieben wirkt. Alle möglichen Zahlen werden angegeben und dies auch noch in verschiedenen Masseinheiten. So schreibt Herr Cussler nicht, dass ein vorbeifliegender Vogel "eine beachtenswerte Flügelspannweite hat" oder Ähnliches, sondern er schreibt "mit seinen 3 Meter (10 Fuss) messenden, anmutig gewölbten Schwingen nutzt er geschickt die Luftströme aus..." Mir persönlich reichen hier auch kürzere Beschreibungen, denn ich käme im Traum nie auf die Idee von "Fuss" zu reden, wenn ich über Flügel spreche. Auch die Beschreibung der Frauen oder von Pitt missfiel mir mit der Zeit immer mehr. Eine Archäologin, die er rettet, ist anfangs unglaublich schlau und super auf ihrem Fachgebiet. Ganz nebenbei ist sie blond und hat die super Sanduhrfigur, um alle Kerle in den Wahnsinn zu treiben. Pitt ist "nicht im herkömmlichen Sinn schön, aber hat so was Männliches an sich..." und hat unglaubliche Kraft (obwohl er kein Muskelprotz ist). Und nachdem er sie gerettet hat, mutiert die ach so schlaue Archäologin zu einem kleinen schüchternen Mädchen, die ihm um den Hals fliegt und dumme Fragen stellt...naja. Klischees im Abenteuerroman ja ok, aber Herr Cussler, bitte nicht die ganze Palette auf jeder einzelnen Seite.

Ansonsten ist die Geschichte gut gelungen, es bleibt spannend und es geschehen sehr viele unterschiedliche Sachen an unterschiedlichen Orten. Sehr gefallen haben mir auch die kurzen Kapitel, in welchen er die Inkalegende oder die Geschichte von Francis Drake beschreibt, damit der Leser mehr weiss uns sich zurechtfindet, als die Romanfiguren. Absehbar war hauptsächlich, dass Pitt immer gewinnt und/oder zumindest überlebt und das Unmögliche möglich macht, aber ansonsten ist wenig vorhersehbar. 

Die Romanfiguren sind zahlreich und dennoch verliert man nicht unbedingt den Durchblick. Man muss sich nicht unbedingt alle Namen merken, weil man schnell aus deren Handlung erkennt, ob sie zu den Guten oder Bösen zählen und dies ist, was wichtig ist unterm Strich. 

 

3,5 / 5 Sterne