Rezension

Ein abgeschottetes Leben

Neva - Sara Grant

Neva
von Sara Grant

Bewertet mit 4 Sternen

Die sechzehnjährige Neva lebt in Heimatland, das seit dem „Terror“ abgeschottet unter einer Kuppel liegt, der unter Strom stehenden „Protektosphäre“. Doch die Ressourcen in Heimatland werden langsam knapp und der Genpool wird auch immer einseitiger, so dass sich die Menschen stark ähneln. Um wenigstens ein bisschen Individualität zu bewahren, haben sich die Jugendlichen in Nevas Freundeskreis Kenn-Zeichen gemacht (Narben, Tätowierungen) und einen Pakt geschlossen, sexuell enthaltsam zu sein. Mit 16 sind sie nun volljährig und der Staat erwartet, dass sie bald heiraten und Kinder bekommen, um die schwindende Bevölkerung Heimatlands aufrecht zu erhalten. Denn immer wieder verschwinden Leute, so wie Nevas aufmüpfige Großmutter. Die Regierung will der Bevölkerung weismachen, dass außerhalb der Protektosphäre kein Leben möglich ist. Neva will endlich Antworten haben und beschließt auf einer „Dunkelparty“ mit ihren Freunden zu rebellieren.
Ihr Freund Ethan dagegen möchte mit Neva eine Familie gründen. Deren Gefühle spielen verrückt, als der geheimnisvolle Braydon sie auf der Dunkelparty küsst. Doch der ist der Freund ihrer besten Freundin Sanna.
Neva gerät schon bald in das Visier der Polizei. Wem kann sie noch vertrauen?
 

Die Autorin Sara Grant nimmt sich in ihrem dystopischen Roman der Frage an, was mit einem Land geschieht, dass sich von allen anderen Menschen und Einflüssen abschottet. Dies ist ihr meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Auch ihr Schreibstill war überwiegend einfach, aber dennoch mitreißend und flüssig gehalten. Nur der Beginn stellte sich etwas holprig dar, da man mitten ins Geschehen der Dunkelparty geworfen wird und Nevas Lebensumstände erst nach und nach näher kennenlernt. Die Ausmaße der Probleme und der Unterdrückung in Heimatland erschließen sich dem Leser stückweise, einiges wird nur angedeutet aber das war für mich in Ordnung.
Als positiv empfand ich, dass es kein Liebesdreieck gab, da Neva schon nicht mehr viel für Ethan empfindet, als sie sich in Braydon verliebt und es eher so ist, dass die beiden Freundinnen um ihn kämpfen.
Neva als Charakter ist gut gelungen auch wenn mich manchmal ihre übermäßige Verliebtheit und die ständigen Gedanken an Braydon etwas nervten. Dagegen sind ihre Gewissensbisse und ihre Durchsetzungskraft sehr gut dargestellt. Neva gibt den Widerstand niemals auf und hilft ihren Freunden, wo sie kann. Das gefiel mir sehr gut.
Zwar gab es eine vorhersehbare Entwicklung, doch die Wendungen gegen Ende der Geschichte haben mich positiv überrascht. Und das Ende ist wunderbar offen und gibt mir viel Anlass zur Spekulation. Auch über einige Motive der Nebencharaktere kann ich nur Vermutungen anstellen, bin jedoch für mich zu einem plausiblen Ergebnis gekommen.
Alles in allem gebe ich eine klare Leseempfehlung für alle Dystopiefreunde. Nach einem etwas schwachen Einstieg in die Geschichte entwickelt „Neva“ ein ruhiges, aber fesselndes Erzähltempo und bietet ein Ende mit Raum für Fantasie. Ich vergebe vier Sterne.