Rezension

Ein absolutes Jahreshighlight!

After the Fire - Will Hill

After the Fire
von Will Hill

Bewertet mit 5 Sternen

Moonbeam ist 17 Jahre alt und lebt in einer Sekte. Sie erlebt dort Schreckliches, der Alltag ist geprägt von religiösem Wahn, Regeln und Bestrafungen. 

Als das Buch beginnt steht das Lager in Flammen. Es gibt Schießereien, die Polizei stürmt, die Anhänger des „Propheten“ schießen zurück, Gebäude stehen in Flammen und überall sterben Menschen. Doch Moonbeam hat eine Mission: sie muss die Kinder retten, die in einem der Gebäude eingesperrt sind. Dafür riskiert sie ihr Leben, wird selbst schwer verletzt, aber sie schafft es.

Doch im Anschluss daran haben eine Menge Leute, eine Menge Fragen. Doch kann Moonbeam ihnen ihre Fragen beantworten? Wie viel des religiösen Wahns steckt in ihr?

 

 

Dieses Buch ist wirklich heftig. Die Kapitel sind immer in „Danach“ und „Davor“ unterteilt. Die „Davor“ Kapitel spielen vor ihrem Erwachen im Krankenhaus, die „Danach“ nach dem Erwachen. Sie spricht mit einem Psychologen und einem FBI Agenten und ab und an mit den anderen Kindern.

 

Durch Moon erfährt man, wie das Leben in der Sekte aussah. Sie schafft es einen ganz fest an sich zu binden. Es kommt nicht für einen Moment Langeweile auf, weil man andauernd in ihren Gedanken ist: Darf ich das erzählen? Wie kommt das wohl an?

Es geht auch viel darum, woran sie selbst glaubt. Wie viel von dem religiösen Wahn hat sich in ihrem Kopf eingenistet? Was hält sie für wahr?

 

Moon musste viel durchmachen. Sie wurde selbst bestraft, hat die Bestrafung anderer mitansehen müssen und wuchs in einem Umfeld der Angst auf. Ihre eigene Mutter wurde verbannt als sie 14 war und seitdem war sie isoliert bis auf die Freundschaft zu Nate.

 

Zu Nate kann ich nicht viel sagen, weil ich nicht spoilern will. Nur so viel: ich fand ihn ganz toll und ich hätte mir eine andere Auflösung für seinen Charakter gewünscht.

 

Durch Moons Gespräche mit dem Psychologen und dem Agenten lernt man die auch ein wenig kennen, vor allem sorgen sie aber dafür, dass man eine „normale“ Reaktion auf Moons Erlebnisse bekommt. Die Erlebnisse selbst sind durch ihre Wahrnehmung und das, woran sie glaubt oder nicht glaubt gefiltert. Aber indem sie sie den beiden erzählt, bekommt man Hilfe dabei, die Ereignisse in Relation zu sehen. Etwas, das für Moon ganz normal ist, schockiert die beiden. Das rüttelt einen als Leser wieder auf und man verlässt die Schockstarre, in die einen Moon manchmal verfallen lässt. Man ist fassungslos über das, was dort geschehen ist, die beiden Außenstehenden geben einem die Worte, um diese Fassungslosigkeit auszudrücken.

 

Moon ist keine „normale“ 17-jährige. Sie ist sehr erwachsen, verdammt schlau und schlagfertig. Sie ist in der Hölle aufgewachsen und hat mit einigermaßen intakter Seele überlebt. Das ist beeindruckend. Aber gerade, weil sie so erwachsen ist, macht sie es einem leicht, ihrer Erzählung zu folgen. Sie ist nicht emotional, sie drückt nie auf die Tränendrüse, ihre Schilderungen sind meistens relativ neutral gehalten, auch, weil ihr immer wieder gesagt wurde, was sie zu fühlen hat, ich glaube das kann sie nur schwer abstellen, wenn sie über die Vergangenheit berichtet. Durch den Psychologen und den Agenten werden ihre Emotionen herausgekitzelt.

 

 

Fazit: Dieses Buch ist echt heftig, aber verdammt gut! Für mich definitiv ein Jahreshighlight! Klar hätte ich mir so einiges anders gewünscht und es bleibt eine gewisse Melancholie zurück, wenn man es beendet, aber ich glaube ein Buch, das so schonungslos über dieses Thema berichtet, kann auch nicht anders enden. Es muss in gewisser Weise noch etwas offenbleiben, weil Moons Erinnerungen sie auch niemals verlassen werden. Sie wird die Ereignisse im Lager für den Rest ihres Lebens mit sich herumtragen. Aber ich finde sie wirklich beeindruckend, ebenso wie das Buch!

 

Ohne Frage: 5 Sterne!