Rezension

Ein absolutes Lesehighlight! Ergreifend, bedrückend und wundervoll erzählt!

Ein neuer Morgen für Samuel -

Ein neuer Morgen für Samuel
von Ruth Druart

Bewertet mit 5 Sternen

Paris 1944
Auf ihrer Flucht vor den deutschen Besatzern werden Sarah und David in ihrem Versteck entdeckt, als ihr gerade geborener Sohn Samuel sich durch Laute bemerkbar macht. Auf ihr kurzes Glück folgt Angst und Schrecken. Sie werden inhaftiert und sollen bald von Drancy aus mit Waggons in ein Lager deportiert werden, von dem es angeblich kein Zurück mehr gibt. Als ihr Zug wegen einem Defekt anhalten muss und die Türen geöffnet werden, hat Sarah nur einen Gedanken, ihr Kind soll am Leben bleiben. In purer Verzweiflung reicht sie dem gerade vorbeikommenden Gleisarbeiter Jean Luc Beauchamps ihr Baby und bittet ihn Samuel zu retten. Im ersten Moment ist er sprachlos und geschockt, doch dann lässt er sein Herz sprechen und schleicht sich mit ihm unbemerkt davon. In Paris sind sie nicht sicher und er sieht keinen anderen Ausweg, als sich mit ihm zusammen auf die Flucht nach Amerika zu begeben. Zur Tarnung begleitet sie die junge Krankenschwester Charlotte und sie geben vor ein Paar zu sein. Jahre später jedoch holt sie die Vergangenheit wieder ein und ihr glückliches und sorgenfreies Leben als Familie wird auf bestürzende Weise auf den Kopf gestellt.

Ich liebe historische Romane und ich habe mit „Ein neuer Morgen für Samuel“ wieder ein weiteres Lesehighlight für mich entdeckt, das mich absolut begeistert hat. Ruth Druarts Schreibstil ist überaus fesselnd und eindringlich und sie schafft damit eine unglaublich atmosphärische, bedrückende und berührende Geschichte, die mir voll unter die Haut gegangen ist und so viele Emotionen bei mir erzeugt hat. Durch die zwei zeitlich sich abwechselnden Erzählstränge und dem dramatischen und spannenden Aufbau des Geschehens konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. In diesem Roman wird Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Mut, Verzweiflung, Hoffnung, Liebe und Einsicht großgeschrieben. Durch die Rückblicke in die Vergangenheit erlebt man die Grauen des Holocaust, was für Strapazen und Gefahren Menschen auf der Flucht auf sich nehmen und welche persönlichen Dramen sich noch Jahre nach Kriegsende abgespielt haben. In dem Erzählpart in der Gegenwart steht hauptsächlich der 9-jährige Samuel im Mittelpunkt des Geschehens und ich konnte mich so tief in ihn hineinversetzen und seine Not nachempfinden. Die ganze Zeit fragt man sich, wie weit geht die Liebe einer Mutter und was für Opfer ist sie bereit einzugehen, damit ihr Kind wieder glücklich und gesund ist. Samuel hatte mein ganzes Mitgefühl und ich habe so für ihn gehofft, dass alles gut für ihn ausgeht und seine Kinderseele keinen Schaden nimmt. Seine Figur und die Charaktere aller anderen wurden von der Autorin hervorragend ausgearbeitet und sie waren mir allesamt sympathisch und nahbar. Jean Luc und Charlotte habe ich dafür bewundert welches Wagnis sie für ein fremdes Kind auf sich nehmen und wie schnell sich dieses kleine Wesen in ihr Herz geschlichen hat. Besser als sie hätten seine leiblichen Eltern auch nicht für ihn sorgen können. Sarahs und Davids Schicksal hat mich auch sehr bedrückt und berührt und man kann es fast nicht in Worte fassen, was für schmerzhafte und leid- und emotionsvolle Erfahrungen sie machen mussten.

Die letzten 50 Seiten in der Geschichte waren einfach nur noch Emotionen pur und ich konnte besonders in dem Epilog, der die Geschichte perfekt abgerundet hat, meine Tränen vor lauter Rührung nicht zurückhalten.

Für diesen beeindruckenden Roman kann ich nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen!