Rezension

Ein absolutes Must-Read

Die Nebel von Avalon - Marion Zimmer Bradley

Die Nebel von Avalon
von Marion Zimmer Bradley

Bewertet mit 5 Sternen

Meinung:
Ich fand ja den ersten Band der Trilogie schon echt gut, den zweiten dann nicht mehr so. Dementsprechend ging ich ziemlich zwiegespalten an dieses Buch ran. Und da es so dick ist, hatte ich ehrlich gesagt auch nicht wirklich große Lust darauf. Aber es ist ein wirklich gutes Buch! Warum? Ganz einfach. Die Geschichte um die es geht ist wirklich toll, interessant und voller Intrigen. Ich saß mehrere Male mit offenem Mund da und dachte mir: "Was tust du da? Das kannst du nicht machen, bitte nicht!" Sie ist voller Wendungen und das macht es gerade interessant. Dadurch weiß man nie, wie es weitergeht, man kann einfach nichts vorausschauen. Das fand ich richtig gut und es hat mich richtig gefesselt. Ich finde die Sage um König Artus sowieso sehr interessant und war sehr gespannt darauf, wie die Autorin das mit einander verknüpft hat.
Die Geschichte ist sehr komplex und mitunter ziemlich verwirrend. Ganz ehrlich, wenn ich sie so noch einmal wiedergeben müsste, ich glaube ich könnte es nicht. Das Buch ist fast so dick wie "Der Herr der Ringe" und obwohl ich bei diesem immer gehofft habe, dass es bald zu Ende sein möge, so hatte ich  bei "Die Nebel von Avalon" nicht einmal dieses Gefühl. Es ging mir kein Stück auf die Nerven und ich war auch nicht ungeduldig beim Lesen. Natürlich hat es lange gedauert, aber trotzdem bin ich froh, es gelesen zu haben. Es ist einfach eine tolle Geschichte die zwar viel mit Religion zutun hat (ich hab so gar nichts mit Religion am Hut) aber trotzdem sehr unterhaltend ist. Es wird halt oft um Gott und die Welt philosophiert, hier beginnt gerade der Glaube an Jesus Christus zu dominieren und die alten Mythen werden vergessen. Was ich sehr schade fand, da ich die Göttin Ceridwen sehr mochte und mir der Glaube gefiel. Allerdings muss ich echt gestehen, mir als nicht Gläubige ging diese große Streiterei um die beiden Glaubensarten sehr auf die Nerven. Was mich auch sehr traurig gemacht hat, war die Tatsache, dass viele Menschen, die sich zur Ceridwen und Avalon bekannt haben, dass diese auf einmal den Glauben an die Göttin verraten haben und es anscheinend für sie nichts mehr galt, wem sie was geschworen haben. Morgaine, die in Vivianes Fußstapfen trat, schien manchmal die Einzige zu sein, die noch an die Göttin glaubte. Wobei ich sagen muss, dass Morgaine wirklich die Einzige Person war, die ich durchgehend mochte und sympathisch fand. Okay, in der zweiten Hälfte des Buch hat sie sich etwas verändert, aber dazu komme ich gleich. Wenn ich in diesem Buch nicht mehr so mochte, war Viviane. Vieles was sie tat war mir unverständlich und es gab tatsächlich Situation, da hätte ich ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst. Das selbe gilt für Taliesin und auch seinen Nachfolger als Merlin, Kevin. Vielleicht fehlt mir da auch das religiöse Verständnis, aber vieles war mir einfach schleierhaft und ich weiß bei einigen Dingen immer noch nicht, was das für einen Sinn gehabt haben soll.
Was mich wieder sehr traurig gestimmt hat, war das Ende des Buches. Es gab wirklich viele Charaktere und vor allem den jungen Gwydion, den Sohn von Morgaine mochte ich. Aber am Ende gab es noch so viele Wendungen und alles hat sich irgendwie so gedreht, das es gar nicht anders ging, als mit so einem Ende. Und das hat mich echt traurig gemacht. Immerhin sind einem die Charaktere ja auch sehr ans Herz gewachsen.
Der Schreibstil der Autorin war wie immer sehr gut und flüssig zu lesen. Es hat einfach in die super Atmosphäre reingepasst und mich wieder ein Stück weit in diese Zeit zurück versetzt. Immerhin spielt das ganze ungefähr im Mittelalter. Mir hat das Buch von der Geschichte her wirklich gut gefallen, aber mit einigen Charakteren bin ich nicht ganz warm geworden.
Charaktere:

Morgaine: Die Nachfolgerin von Viviane als Herrin von Avalon. Sie ist die Tochter von Igraine, der Schwester von Viviane und Morgause. Zudem ist sie die Halbschwester von Artus Pendragon, dem König. Sie war mir von allen Personen am sympathischsten. Man lernt sie bereits als kleines Kind kennen, als sie gerade mal fünf oder sechs Jahre alt ist. Sie geht mit Viviane nach Avalon und wird dort zur Priesterin ausgebildet. Im Verlauf der Geschichte scheint sie die Einzige zu sein, die noch an die Göttin glaubt. Lange lebt sie an Artus' Hof und versteht sich mit seiner Frau Gwenhwyfar nicht wirklich gut. Man hat oft das Gefühl, die beiden würden sich hassen, aber auch irgendwie nicht. Morgaine liebt Artus, obwohl sie ihr halbes Leben getrennt von einander waren. Auch Lancelot liebt sie, aber erwidert ihre Liebe nicht und sie muss zusehen, wie er immer unglücklicher wird. Morgaine mochte ich von Anfang an, sie war einfach eine tolle Frau. Leider hat sie sich in der zweiten Hälfte des Buches ziemlich verändert, was mich sehr traurig gemacht hat und mich auch zeitgleich schockierte. Denn ab da war sie sogar bereit, Menschen zu töten, wenn es der Wille der Göttin ist. Sie hat tatsächlich die Leute getötet und die dafür vorbereitet, die sie liebte. Zwar nicht ohne Skrupel, aber sie war der Meinung, das wäre der Wille der Göttin. Und damit ihre Pläne so verlaufen wie gedacht, hat sie mithilfe von Magie in das Geschehen eingegriffen. Nach einer Zeit fand ich sie wirklich herzlos und grausam. Aber je weiter ich kam in dem Buch, umso mehr mochte ich sie wieder. Trotzdem wusste ich, dass sie nicht mehr die Alte war und die Bindung zu ihr war ziemlich distanziert, da ich meistens auch nicht verstand, wieso sie bestimmte Dinge tun musste. Trotz allem war sie eine tolle Protagonistin und es hat wahnsinnigen Spaß gemacht, zu sehen wie sie praktisch "aufwächst".

Artus: Sohn von Igraine und Uther Pendragon, Bruder von Morgaine und Gemahl von Gwenhwyfar. Der König Britanniens, der von der Priesterin Viviane diese Macht verliehen bekommen hat. Dafür musste er schwören, Avalon nie den Rücken zu kehren. Aber genau das hat er getan. Und obwohl ich ihn zu Beginn wirklich mochte, schwappte die Zuneigung im Laufe des Buches ab. Er hat sich meiner Meinung nach zu sehr beeinflussen lassen und war mir am Anfang etwas zu naiv. Das er sich von Gwenhwyfar so viel hat gefallen lassen, fand ich einfach nur dumm und es hat mich furchtbar aufgeregt. Seine Frau mochte ich sowieso nicht. Aber Artus war am Anfang so toll und ganz am Ende war er für mich nur noch eine Art entfernter Bekannter, zu dem ich keinen Bezug fand. Er hat sich so verändert und das verraten, wofür er zuvor geschworen hat. Das hat mich wirklich traurig gemacht und zugleich war ich wirklich sauer. Denn das hätte nicht sein müssen, nicht, wenn er sich nicht von seiner Frau so hätte umpolen lassen.

Gwenhwyfar: Schon zu Beginn war ich ihr gegenüber wirklich skeptisch. Das hing damit zusammen, dass sie Morgaine direkt als hässliche Fee bezeichnet hat. Und dadurch hat Morgaine immerzu gefragt, ob sie wirklich so hässlich sei. Und da ich Morgaine sehr mochte, gefiel mir das gar nicht. Und dann hat sie ständig Angst vor dem Freien gehabt, was mich richtig genervt hat. Fräulein will keine Reise machen, Fräulein will eingesperrt bleiben. Jurks, furchtbar. Dann hat das Liebe Fräulein sich in Lancelot verguckt, den besten Freund ihres Gemahls. Okay, das war sie schon, bevor sie Artus kannte und die Frauen hatten damals ja nicht viel zu sagen, aber dieses unehrliche mag ich einfach nicht. Die ganze Zeit ging das mit den Beiden so. Er liebt sie, sie liebt ihn, sie betrügen den König gemeinsam. Entschuldigung, aber da hätte ich wirklich kotzen können. Vor allem weil Artus da noch so ein Lieber war. Was mich aber am meisten an ihr gestört hat, war ihre Glaube an Christus. Das ging mir einfach zu weit, weil sie einfach von dem Gedanken an Gott und Buße tun etc. besessen war. Die hatte einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich war wirklich froh, sobald ich nichts mehr über dieses nervtötende Geschöpf lesen musste. Und Artus ließ sich auch noch so leicht von ihr beeinflussen. Sie hat ihn dazu gebracht Avalon zu verraten und seinen Hof zu einem Christlichen Hof zu machen. Und anstatt das er ihr einfach mal Paroli bietet, tut er das was sie will, damit sie zufrieden ist. Das hat mich richtig gestört. Dann hatte sie auch noch so ihre Differenzen mit Morgaine. Diese ist ja eine Hexe, betet den Teufel an blablabla. Furchtbar. Wirklich, ich habe Gwenhwyfar gehasst.
Zitate:

"Warum sollten wir glauben, dass Gott weniger Gnade übt als die Menschen, wenn er allwissend ist?"
Uther Pendragon zu Igraine

"Denn was die Christen auch sagen, Artus Pendragon, und wie sie ihren Gott auch nennen mögen, alle Götter sind ein Gott und alle Göttinnen sind eine Göttin."
Viviane zu Artus

Fazit:
Ein glorreiches Ende für eine tolle Trilogie. Ich kann die Avalon Trilogie wirklich jedem empfehlen, der Interesse an solchen Büchern hat. Auch wenn viele Charaktere nicht die besten sind, sie passen hervorragend zur Geschichte und Morgaine war einfach die beste Herrin von Avalon, die es in der ganzen Trilogie gab. Wobei ich Caillean auch sehr mochte. Eine absolut tolle Reihe, die ich wirklich gerne gelesen habe.
Daher gibt es von mir sagenhafte 5 von 5 Schmetterlingen.