Rezension

Ein Abstieg in die dunkelste Tiefen

Drei Meter unter Null - Marina Heib

Drei Meter unter Null
von Marina Heib

Auf der Suche nach Normalität, wo es keine gibt. Poetische Sprache trifft psychische Abgründe - absolut lesenswert.

Dieses Buch ist mein erstes Lesehighlight 2018 und hat mich vor allem sprachlich sehr beeindruckt. Allein die Erzählperspektive hält zu jeder Zeit die Spannung hoch. Kurze, stakkatoartig aneinandergereihte Absätze wechseln sich mit längeren Passagen ab, wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Was gleich bleibt, ist die Perspektive der Ich-Erzählerin, die auf der verzweifelten Suche nach Normalität an ihren eigenen Dämonen scheitert. Denn sie ist auf einem Rachefeldzug und wird mehrere Menschen ermorden, das ist gleich zu Beginn klar. Warum sie dies tut, schält sich nach und nach aus der Handlung heraus, wie bei einer Zwiebel wird ein Häutchen nach dem anderen abgetragen, um am Ende vor einer absolut zerstörerischen Wahrheit zu stehen. Dabei bekommt der Leser tiefe Einblicke in die Psyche der Erzählerin und erfährt: „Wie ich war, was ich nicht war, bevor ich wurde, was ich bin.“

Neben der furchtbaren Handlung steht die Sprache, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Sie ist metaphorisch, synästhetisch, schonungslos offen und seziert damit nicht nur kunstvoll unsere Protagonistin, sondern immer wieder auch gesellschaftliche Konventionen und die Frage danach, was „normal“ ist. Damit steht sie gleichsam in merkwürdigem Kontrast zu den Dingen, die geschehen, und zeugt vom großen Können der Autorin.

Fazit: Ich bin begeistert, schockiert, gefesselt. Ein Psychothriller, der aus der breiten breiigen Masse wie ein kleines Juwel hervorsticht. Kurz und präzise. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits, ich werde Frau Heib im Auge behalten.