Rezension

Ein Ärgernis

Arrowood
von Mick Finlay

Bewertet mit 4 Sternen

sind diese elenden Lobhudeleien über Sherlock Holmes für den Privatdetektiv William Arrowood. Er, Arrowood, steht dem weitaus bekannteren Holmes in Nichts nach, einige Fälle hätte er sogar besser oder schneller gelöst. Aber er fristet sein Dasein als Nebenfigur der Ära Holmes. Arrowood hat auch keinen Chronisten wie sein berühmtes Nichtvorbild, sondern nur seinen Gehilfen Barnett. Als nun eine junge Französin auftaucht, die ihren Bruder vermisst, ergreift Arrowood die Chance, obwohl er es wieder mit seinem alten Feind zu tun bekommt. Zunächst einmal ist es Barnett, den er an die Front schickt, nicht ohne zu äußerster Vorsicht zu mahnen.

 

Eine coole Idee, daran zu erinnern, dass es neben dem Meister Sherlock Holmes auch noch andere gegeben haben könnte. Andere, die unter weniger günstigen Umständen leben, die weniger Hilfe von der Polizei bekommen, die vielleicht ebenso gut kombinieren können, zu denen aber nicht die Mandanten finden, die sie in die Presse bringen würden. Und da ist er nun dieser Arrowood, im Privatleben etwas gebeutelt, das Angesicht von der Natur nicht begünstigt und charakterlich ist ihm der Neid nicht fremd. Und doch hat er auch liebenswerte Züge, wenn es um den Straßenjungen Neddy geht, den er ein wenig unter seine Fittiche genommen hat. Auch für Barnett gibt es Momente, in denen die Grenzen zwischen Arbeitsverhältnis und guter Bekanntschaft verschwimmen.

 

Manchmal möchte man Arrowood schon mal durchschütteln, wenn er gar zu egoistisch ist, wenn er lieber in die Kneipe geht anstatt in sich. Dann wünscht man, würde über seine eigenen Unzulänglichkeiten nachdenken als über andere herzuziehen. Doch wie er nach und nach den Fall durchdringt, wie er seine Mandantin ein ums andere Mal entlarvt, wenn die Geschichten, die sie erzählt zwar logisch klingen, aber doch nicht der Wahrheit entsprechen, das hat schon was. Bedenkt man auch, dass es sicher nicht leicht ist, von besseren Zeiten zu wissen und nun von der Ehefrau verlassen worden zu sein und doch klarkommen zu müssen. Dann gewinnt Arrowood doch Respekt und Sympathie. Klug setzt er die Mosaiksteine zusammen und es entwickelt sich ein Fall, der es in sich hat. Der Autor vermag es mit seinen Worten eine kluge Schilderung des Londons des späten 19. Jahrhunderts abzugeben und gleichzeitig einen spannenden Krimi zu kredenzen. Aus der Konkurrenz mit Sherlock Holmes, von der dieser gar nichts weiß, bezieht dieser Roman seinen besonderen Reiz.

 

Mit Arrowood, Barnett und Neddy möchte man gerne noch so manchen weiteren Fall lösen.