Rezension

Ein äußerst gelungener Band dieser smarten Ermittler Reihe

Finsterwald - Judith Winter

Finsterwald
von Judith Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich ein neuer Band rund um die beiden Ermittlerinnen Emilia Capelli und Mai Zhou.
Meine Freude war immens und ich konnte es kaum erwarten, damit loszulegen.
Dieser Fall hat es ziemlich in sich und man taucht in einige Abgründe ein, die nicht immer offensichtlich sind.
Sie legen ihre Spuren in die Vergangenheit und reichen bis in die Gegenwart.
Em und Mai haben ordentlich zu kämpfen, doch werden sie auch diesmal den Täter schnappen können?

Judith Winter hat einen sehr leichten und fesselnden Schreibstil, wodurch ich flugs durch war mit der Story.
Von Anfang herrscht eine beklemmende Atmosphäre, die sich bis zum Schluss nicht ganz abschütteln lässt.
Ich kam auch sofort sehr gut hinein ins Geschehen.
Alles war wieder präsent , was diese Reihe ausmacht.
Diesmal ist Em die dominantere der beiden Ermittlerinnen und rückt mehr in den Fokus. Dabei erhält ihr Privatleben sehr viel Raum.
Als Privatmensch hat sie auch an dieser Front ordentlich zu kämpfen und erfährt Dinge, die ihr ganzes Weltbild ins Wanken bringen.
Ich konnte mich wirklich sehr gut in sie hineinversetzen und ihre Zerrissenheit spüren.
Tatsächlich war ich ziemlich schockiert von dem, was sich da auftat.
Auch in beruflicher Hinsicht gerät sie ziemlich unter Druck.
Ein Mörder, dem nicht beizukommen ist.
Der wie ein Phantom , Schatten auf alles wirft und Rätsel aufgibt, die scheinbar nicht zu lösen sind.
Hat es mehr mit der Vergangenheit zutun oder liegt der Schlüssel in der Gegenwart verborgen?
Mich hat dieser Mordfall ordentlich Nerven gekostet. Ich konnte den Täter nie ganz einschätzen, weil er bis zum Schluss im Verborgenen blieb.
Dafür erfahren wir die Perspektive des Opfers. Was es nicht wirklich leichter macht.
Man erfährt jedoch auf dieser Ebene mehr über die Person und erlebt, was sie ertragen muss.
Daneben kann man auch die Ermittlungsarbeit sehr gut verfolgen.
Auflockerung erfährt das Ganze durch die Verbindung zwischen Em und Mai, was mir unheimlich gut gefiel, weil es mich immer wieder zum schmunzeln brachte.
Judith Winter überzeugt auch hier wieder mit einem sehr interessantem Plot, der das Grauen immer intensiver spüren lässt.
Was ist Schein, was ist Sein?
Ein vierter Band der den Vorgängern in nichts nachsteht und verdammt fesselnd und interessant ausgearbeitet ist.
Lediglich im Mittelteil kam es etwas ins stocken. Es ging scheinbar nicht vor und nicht zurück. Der Autorin gelang es jedoch innerhalb kürzer Zeit diese Hürde zu meistern, was den Lesefluss nicht negativ beeinflusst hat.
Durch die Ermittlungsarbeit wirkte es zum einen etwas trocken, aber durch die Sicht des Opfers, ist das Grauen und die Ausweglosigkeit immer präsent und allgegenwärtig. Man hofft und zittert jede Sekunde mit. Greift verzweifelt nach jedem Strohhalm der sich bietet.
Zudem wird klar, wie robust und belastbar der menschliche Körper ist, wenn es um überleben geht.
Doch wie lange lässt sich das aufrechterhalten?
Zerbricht zuerst die Seele oder der Körper.
In diesem Punkt fand ich es vor allem auf der psychologischen Ebene sehr gut ausgearbeitet.
Mir hat dieser Thriller wirklich sehr gut gefallen, weil es immer Stoff zum nachdenken gab.
Es zeigt auf, wie unterschiedlich Macht, sich auswirken kann und das man scheinbar nicht immer eine Wahl hat. Daneben lässt auch das Schicksal des Opfers nicht los und man kämpft einfach nur an ihrer Seite.
Es war zwar an einigen Fronten etwas vorhersehbar, was aber das Gesamtbild nicht getrübt hat.
Die Entwicklung und das Ausmaß an Abgründigkeit und Perfidität wird deutlich spürbar und webt das eigene Schreckensbild.
Man spürt die Verletzlichkeit und Abhängigkeit mehr als deutlich.
Im letzten Teil ging es Schlag auf Schlag und an ausruhen war gar nicht mehr zu denken.
Die Nerven lagen blank und stumm betet und hofft man mit.
Schlussendlich wird es mit einem Ausgang versehen, der nachvollziehbar und gut in Szene gesetzt ist.

Die Autorin punktet mit authentischen Charakteren, die sich wunderbar entfalten können und einer Story die komplex, spannend und bewegend ist.
Die Thematik ist äußerst interessant und facettenreich und fördert die eigene Mitarbeit.

Fazit:
Der vierte Band rund um Emilia Capelli und Mai Zhou hat es ordentlich in sich.
Vergangenheit und Gegenwart.
Dazwischen Blut und Qual.
Ein komplexer und facettenreicher Thriller, der eisige Schauer über den Rücken jagt und dabei einiges an Abgründigkeit und Perfidität mit sich bringt.
Ein äußerst gelungener Band dieser smarten Ermittler Reihe.
Ich bin schon sehr gespannt darauf, welche Abgründe sich im nächsten Band auftun werden.