Rezension

Ein Alptraum

Eine bittere Wahrheit
von Nicci French

Tabitha sitzt in Untersuchungshaft: Sie soll ihren Nachbarn erstochen haben. Schnell sind die Dorfbewohner davon überzeugt, dass sie die Täterin sein muss, und auch für die Polizei ist der Fall rasch abgeschlossen. Selbst ihre Rechtsanwältin rät ihr, auf Totschlag oder auf verminderte Schuldfähigkeit zu plädieren, ist also ebenfalls von ihrer Schuld überzeugt. Tabitha zweifelt: Sie hat große Erinnerungslücken, die letzte Zeit ist wie hinter einer Nebelwand verborgen, doch einen Mord hätte sie doch wohl kaum vergessen können - oder? Aber wie kann sie ihre Unschuld beweisen, wenn sie im Gefängnis sitzt?

Die Ausgangssituation dieses Krimis ist originell. Ungewöhnlich ist auch die Heldin, die so gar nicht strahlend wirkt - Tabitha ist gebrochen. Sympathie erweckt sie bei mir nicht, aber sehr schnell Respekt. Auch sonst ist die Charakterzeichnung der Autorenpaares differenziert. Ob die Szenen aus dem Gefängnis und dem Gerichtssaal realistisch sind, vermag ich nicht zu entscheiden, aber sie wirken überzeugend, lebensecht und logisch. Und wie es sich für einen Krimi gehört, wird Spannung aufgebaut und gehalten. Die Lösung des Falls ist eine Überraschung, die mich auf den ersten Blick überzeugt und erst im Nachhinein Fragen aufgeworfen hat. 

Alles in allem bietet dieser Krimi also spannende Unterhaltung. Von dem Autorenpaar kannte ich bis jetzt die Frieda-Klein-Reihe, und nun bin ich neugierig geworden auf die anderen Werke.