Rezension

Ein Alptraum-Szenario

Der Preis des Lebens - Bernhard Kreutner

Der Preis des Lebens
von Bernhard Kreutner

Bewertet mit 4 Sternen

»Zwei Millionen Euro für ein neues Herz ohne weitere Fragen?« »Exakt, Frau Duval. Wie Sie wissen, leiden Sie an einer Herzinsuffizienz der Stufe IV. Ihre Wartezeit auf ein reguläres, oder wie ich es vorziehe zu sagen, gewöhnliches Spenderherz beträgt derzeit rund drei Jahre. Aber so lange hält Ihr altes Herz nicht mehr durch. Bei mir bekommen Sie ein neues Herz und, wenn Sie so wollen, ein neues Leben.«

Michael Lenhart und Sabine Preiss, beides Polizisten aus Wien und strafversetzt in eine neu gegründete Abteilung für Ungewöhnliches und Altfälle bekommen es mit einem brandaktuellen, dafür aber wirklich höchst ungewöhnlichen Fall zu tun. Durch eine Panne fällt auf dem Wiener Zentralfriedhof ein Sarg auf, in dem nicht nur eine Leiche liegt, sondern gleich zwei. Und Nummer Zwei ist ganz offensichtlich keinen natürlichen Tod gestorben.

 

Ein brisantes Thema wird mit diesem Krimi angepackt und spannend verarbeitet. Jeder weiß, dass die Anzahl schwerkranker Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, sehr groß ist und bei weitem die Anzahl verfügbarer Organe übersteigt. Die Wartelisten sind endlos lang und viele werden sterben, bevor sie an der Reihe sind. Vermutlich die meisten. Was wäre aber nun, wenn man nicht nur krank, sondern auch reich wäre? Und es eine Organisation gäbe, die einem das rettende Organ samt perfekt organisierter Abwicklung ohne Fragen und Probleme gegen eine gewisse Summe zur Verfügung stellen würde?

Wer jetzt spontan sagt, dass er niemals damit leben könnte, den Tod eines anderen Menschen für das eigene Überleben verursacht zu haben, der sollte sich noch mal die Frage stellen, wie es aussehen würde, wenn das eigene Kind betroffen wäre. Und man die finanziellen Mittel hätte, ihm das Notwendige zu beschaffen. Ich gestehe, ich bin an dieser Stelle ins Grübeln gekommen.

 

Genau diese Situation nutzen zwei skrupellose Mediziner hier aus und haben für die große Nachfrage ein passendes Angebot geschaffen. Bei der Beschreibung, wie mehrere Fälle von Organraub angegangen werden, verschlug es mir ob der eiskalten Planung und Umsetzung den Atem. Eine sehr spannende Ausgangslage, bei der man sich fragt, wie eine solch anscheinend perfekte Organisation geknackt werden kann. Zunächst mal fragt man sich jedoch, wie die unfreiwilligen Spender so zielsicher gefunden werden können. Hierzu ein paar Stichwörter: Big Data, gläserner Mensch und nicht selten sorgloser Umgang mit den eigenen Daten im Netz.

 

Diesen Tätern ist nur mit Kreativität, Intelligenz und einem ebenfalls hohen Maß an Technik beizukommen. Es entwickelt sich ein Katz-und-Maus-Spiel, das mir sehr gefallen hat. Nicht so begeistert haben mich die Charaktere, sie waren mir schlicht zu glatt. Die beiden Hauptermittler benehmen sich zwar nicht immer regelkonform, vertreten aber auch bei Ausfällen stets die gute Seite. So hat man reinweiße Ermittler und pechschwarze Verbrecher, das hätte ich mir vielschichtiger gewünscht. Außerdem hat mir Lenhart ein wenig zu viel philosophiert, das nahm mir persönlich Spannung raus. Einen Lieblingscharakter hatte ich trotzdem, die wirklich herrliche Sekretärin Frau Wolf. Wenn es Folgebände gibt, darf sie auf keinen Fall fehlen!

 

Fazit: Ein Alptraum-Szenario, das nachdenklich macht. Flott zu lesende und kurzweilige Unterhaltung.