Rezension

Ein alter Bekannter zieht die Fäden

Aberglaube und Geschäfte - Susanne Gantert

Aberglaube und Geschäfte
von Susanne Gantert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Ich mag zwar jung an Jahren sein, aber ich weiß bereits, was das Böse in der Welt den Menschen anzutun vermag. Der Grat einer Lebenswanderung ist wohl für viele Menschen schmal, der Abgrund an beiden Seiten tief...“

 

Wir schreiben das Jahr 1582. Konrad von Velten ist auf der Hochzeit seiner Mutter. Sie heiratet den Pastor Paul Wegener aus Fümmelse.

Herzog Julius wird von Professoren informiert, dass dringendst eine Synode einzuberufen sei. Es gibt Unstimmigkeiten in der evangelischen Kirche.

In einem Wäldchen wurde ein totes Kind gefunden. Deshalb wird Konrad zur Begutachtung nach Wolfenbüttel befohlen.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Kriminalroman geschrieben. Es ist der dritte Band mit Konrad von Velten. Ich kenne die Vorgängerbände nicht, hatte aber kein Problem, dem Geschehen zu folgen. Ab und an gab es kurze Rückblicke, die die notwendigen Informationen erhalten.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Schnell wird klar, dass ein alter Bekannter von Konrad wieder in der Gegend ist und ein perfides Spiel treibt. Es ist der Bruder von Laura. Die junge Frau lebt bei Konrads Mutter. Ihre Geschichte wird im Band 2 erzählt.

Die Personen werden gut charakterisiert. Konrad arbeitet als Kriminalist für den Herzog. Er wird in Todesfällen hinzugezogen und hat insbesondere den Unsinn der Hexenprozesse beendet. Allerdings hat er zeitweise mit einer heftigen Migräne zu kämpfen.

Laura ist vom Mädchen zur Frau gereift. Sie fühlt sich zu Konrad hingezogen. Er aber sieht in ihr noch das Kind. Doch sie ist intelligent und hat gute Ideen, um Verbote zu umgehen.

Sehr anschaulich werden die Verhältnisse der damaligen Zeit wiedergegeben. Wolfenbüttel und Braunschweig kämpfen um die Vorherrschaft. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat der Herzog die Gewinnung von Vitriolöl vorangetrieben. Gut wird erklärt, was das ist und wozu es genommen wird.

Das Eingangszitat stammt aus einem Dialog von Laura mit Konrads Mutter. Aussagekräftige Gespräche dienen nicht nur der Darstellung der Zeitverhältnisse. Sie beleuchten auch die momentanen Gefahren, helfen bei der Suche nach Lösungsansätzen und beinhalten ab und an einen feinen Humor. Vor allem wenn sich Laura mit Konrad unterhält, sollte man etwas zwischen den Zeilen lesen. Manches bleibt unausgesprochen und wird nur durch eine kleine Geste oder unerwartete Reaktion deutlich.

Auch die Streitgespräche der Herren Pastoren sind inhaltsreich. Man kann eben alles von mehreren Seiten sehen.

Eine Karte des Herzogtums, ein Glossar und ein Nachwort, das Fakten von Fiktion trennt, ergänzen das Buch.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie verbindet einen hohen Spannungsbogen mit vielfältigen Informationen zu Land und Leuten.