Rezension

Ein alter Fall wird neu aufgerollt

Der Verein der Linkshänder - Håkan Nesser

Der Verein der Linkshänder
von Håkan Nesser

Ende der Fünfziger-Jahre: Zwei Schuljungen, beide Linkshänder, von der Lehrerin diskriminiert und Außenseiter in der Schulklasse, gründen den "Verein der Linkshänder". Ein Erzählstrang verfolgt dessen Geschichte: Nach und nach werden weitere Mitglieder gefunden, Jungen wie auch zwei Zwillingsschwestern; als Jugendliche bilden sie eine verschworene Clique, in der Grenzen ausgetestet werden. Bis zu einem dramatischen Ereignis Ende der Sechziger-Jahre, nach dem die Mitglieder den Kontakt abbrechen und verschiedene Wege gehen...

Ein zweiter Erzählstrang spielt 2012. Der ehemalige Kommissar van Veeteren ist längst im Ruhestand, er wird in wenigen Tagen 75 Jahre alt werden und er macht sich viele Gedanken über das Alter und den Sinn des Lebens. Seine Ruhe wird gestört durch den Ex-Kollegen Münster: Die beiden haben 1991 gemeinsam einen Fall bearbeitet, der hier als dritte Zeitebene berichtet wird. Vor über zwanzig Jahren haben sich die fünf Kernmitglieder des Vereins der Linkshänder zu einem Wiedersehen getroffen. Das Treffen endete mit dem Mord an vier Mitgliedern, das fünfte ist spurlos verschwunden. Die Ermittlungen ergaben, dass wohl dieses fünfte aus unbekannten Gründen die vier anderen ermordete; der Mann wurde jedoch nie gefasst. Nun erzählt Münster, dass die Leiche des Gesuchten gefunden sei; auch er wurde ermordet, zur gleichen Zeit wie die anderen. Die damaligen Ermittlungen waren also falsch; der wahre Mörder ist noch frei.

Van Veeteren lässt der Fall keine Ruhe.Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin verbringt er einige Tage in der Nähe des Tatortes und nimmt Kontakt zum damaligen und zum jetzigen örtlichen Kommissar auf. Es finden sich auch einige bisher unbekannte Spuren, die aber kein Licht ins Dunkel werfen. Birgitte, ein Mitglied des Vereins, ist damals nicht zum Treffen gekommen. Sie lebt inzwischen als Krankenschwester in Schweden. Als in ihrer Umgebung ein Mord geschieht, stellt sich die Frage, ob er vielleicht mit der alten Geschichte zusammenhängt.

Nesser erzählt auf drei Zeitebenen, doch da diese immer benannt werden, ist es kein Problem, den verschiedenen Erzählsträngen zu folgen. Er erzählt langsam und mit Ausschweifungen, doch so etwas lese ich viel lieber als künstlich angefachte Spannung. Den wahren Täter habe ich frühzeitig verdächtigt; dennoch blieb es interessant, den Wegen der Ermittler zu folgen. Hier lässt Nesser übrigens seinen Kommissar van Veeteren auf Kommissar Barbarotti treffen; über beide gibt es jeweils eine Krimiserie. Das ist ein netter Effekt für Fans. 

Ein gut konstruierter Fall, viel Einblick in das Privatleben der Ermittler, lebendige Charaktere als Nebenfiguren - eine angenehme Lektüre.