Rezension

Ein anderes Bild von Xanthippe

Xanthippe - Maria Regina Kaiser

Xanthippe
von Maria Regina Kaiser

Bewertet mit 5 Sternen

„...Xanthippe fand es gar nicht komisch, wenn sie von Männern hörte, die ihre Frauen verprügelten und im Haus einsperrten wie Sklavinnen, während sie sich bei Saufgelagen mit Tänzerinnen und Flötenbläserinnen vergnügten...“

 

Xanthippe ist 14 Jahre alt, als sie ausgewählt wird, mit dem Schiff nach Delos zu fahren. Dort findet der Tanz vor den Hörneraltar statt. Vorgeschlagen dafür hat sie Sokrates.

Xanthippe lebt nach dem Tode der Mutter mit Vater und Bruder zusammen. Der Vater ist Alkoholiker. Vom Vermögen des verehrten und berühmten Großvaters Aristides ist nicht mehr viel vorhanden. Ab und an werden sie von einem begüterten Onkel unterstützt.

Schon auf Delos macht sich Xanthippe Gedanken über Sokrates. Die klingen so:

 

„...Sie war überrascht, wie genau sie in plötzlich vor sich sah, diesen wunderlichen Kauz mit seinem lächerlichem roten Haarkranz, über den sich die Mädchen lustig machten. Seltsam, dass sie ihn gar nicht mehr komisch und abstoßend fand, sondern eher auf eine rätselhafte Weise anziehend...“

 

Dann aber gewinnt das politische Leben an Bedeutung. Athen plant einen Krieg gegen Syrakus. Sokrates gehört zu denjenigen, die davor warnen. Doch die jungen Männer träumen von siegreichen Schlachten und erbeuteten Reichtum. Sie ahnen nicht im geringsten, dass es um ihr Leben geht.

Die Autorin hat einen spannenden und exakt recherchierten historischen Roman geschrieben. Sie lässt mich als Leser tief ins antike Griechenland eintauchen.

Gut wird dargestellt, dass Sokrates ein schwieriger Charakter war. Zwar wirbt er um Xanthippe, verweigert ihr aber den Besuch seines Hauses.

Xanthippe hat sich inzwischen zu einer selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Das zeigt sich auch daran, dass sie Dinge ausprobiert, die für jungen Frauen aus Athen ungewöhnlich, dafür in Sparta allerdings die Regel sind.

Das Leben aber wird zunehmend durch die Folgen des Krieges bestimmt. Nachrichten kommen nur spärlich durch, in Athen steigen allerdings die Preise. Trotzdem wird das Frauenfest nochmals zu einem der Höhepunkte. Detailliert werden die Veranstaltungen beschrieben.

Kursiv eingebunden in den Roman wird die Sage von der Göttin Demeter.

Zu den stilistischen Höhepunkten gehört für mich das Gespräch zwischen Sokrates und Xanthippe zu den Problem, was Glück und was Unglück ist. Bei Xanthippe klingt das so.

 

„...Ich will von dir wissen, warum die Götter so grausam zu den Menschen sind. Du sollst es mir erklären!...“

 

Diese philosophische Diskussion hat übrigens nichts von ihrer Aktualität verloren.

Ich darf Xanthippe auf ihren Weg an der Seite des Sokrates bis zu seinem Tod begleiten. Was danach kommt, ist eine Möglichkeit, die der Fantasie der Autorin entsprungen ist, weil es keine historischen Fakten mehr dazu gibt.

Ein ausführliches Nachwort trennt geschichtliche Wirklichkeit von Fiktion.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lässt eine längst vergangene Epoche lebendig werden.