Rezension

Ein angenehmer Klassiker... mit kleinen Schwächen...

Kloster Northanger
von Jane Austen

Der posthum veröffentlichte Roman gehört zu den frühen Werken der englischen Klassikerin Jane Austen: Die siebzehnjährige Catherine Morland beeindruckt den jungen Geistlichen Henry Tilney mit ihrer frischen, naiven Art. Bevor Henry und Catherine ein Paar werden können, müssen sie allerhand kleine und große Hürden überwinden.

Inhaltsangabe:

Die 12-köpfige Familie Morland lebt zurückgezogen in Fullerton, einem kleinen Dorf mitten auf dem Land. Besonders Catherine sticht durch ihr burschikoses Verhalten oft heraus. Sie ist laut, spielt lieber Cricket als mit ihren Puppen und hat überhaupt kein Interesse an Blumen oder Pflanzen, wie es sich für eine junge Dame ihrer Zeit eigentlich gehört. Erst im zarten Alter von 15 Jahren entwickelt sich die junge Pfarrerstochter zu einem annähernd hübschen Mädchen, bei dem es langsam an der Zeit ist, sich mit jungen Leuten zu vergesellschaften. Da ihr Heimatort jedoch so klein ist, hat sie kaum eine Möglichkeit andere Gleichaltrige kennenzulernen. Doch das Schicksal meint es gut mit Catherine, denn das wohlhabende aber kinderlose Ehepaar Mrs. und Mr. Allen bitten die inzwischen 17-jährige, sie für sechs Wochen nach Bath zu begleiten. Nach Erlaubnis ihrer Eltern willigt die Jugendliche umgehend ein und freut sich sehr auf die bevorstehende Reise. 
Doch bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft in dem Kurort lässt ihre Freude nach, als sie feststellt, dass der Höhepunkt des Tages ausschließlich die regelmäßigen Spaziergänge mit Mrs. Allen in der Brunnenhalle sind. Das Blatt wendet sich jedoch erneut zu Gunsten von Catherine, als die Heranwachsende bei einem Ball in den "unteren Gesellschaftsräumen" dem gutaussehenden Pfarrer Henry Tilney vorgestellt wird. Nur kurze Zeit später macht sie ebenfalls Bekanntschaft mit Isabella Thorpes, der ältesten Tochter von Mrs Allen's ehemaliger Schulfreundin. Während eines Gesprächs stellen die Mädchen fest, dass Catherine's Bruder James und Isabella's Bruder John langjährige Studienfreunde sind. Selbstverständlich werden daraufhin die beiden ebenfalls zu unzertrennlichen Verbündeten, die auch noch die selbe Leidenschaft für Schauergeschichten und Gruselromane teilen. 
Nach wenigen Wochen gesteht James seine Gefühle für Isabella und macht ihr schließlich einen Heiratsantrag den diese überglücklich annimmt- sehr zur Freude von Catherine. 
Zur selben Zeit lernt diese ihre heimliche Liebe Henry Tilney und seine Schwester Eleanor besser kennen und wird auf "Northanger Abbey" eingeladen, einem alten Kloster, welches Catherine von Anfang an gut gefällt. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und das junge Mädchen erhält eine Hiobsbotschaft nach der anderen....

Eigene Meinung:

"Kloster Northanger" oder auch unter dem Titel "Die Abtei von Northanger" bekannt, ist ein Liebesroman von Jane Austen der in der Zeit zwischen 1797 - 1803 entstand. Dieses Manuskript war eines der ersten Geschichten, welches ihr ein Medienunternehmen in Höhe von 10 Pfund abgekauft hat. Der englische Verlag "Crosby & Sons" ließ das Erstlingswerk jedoch nach dessen Erwerb grundlos über mehrere Jahre hinweg in seinen Regalen liegen. Erst als Jane Austen's Bruder Henry die Niederschrift wieder vom Verlag "Crosby & Sons" zurückgekauft hat, konnte "Northanger Abbey" (Originaltitel) im Dezember 1817 erstmals veröffentlicht werden. 
Wie in all ihren Büchern schreibt Austen über die bessere Gesellschaftsschicht und dem ständigen Bestreben nach einer guten und vorteilhaften Eheschließung. Auch dieses Mal gibt es wieder ein Pärchen, welches erst einige Hindernisse bewältigen muss, bevor die Liebe siegen kann. Die junge Pfarrerstochter Catherine Morland und der angesehene Pfarrer Henry Tilney scheinen füreinander bestimmt zu sein. Doch ganz so einfach macht es die Autorin dem Leser nicht. Bereits am Anfang überrascht Austen mit ihrem Erzählstil. Sie bindet den Leser aktiv mit ein und versucht durch ihre persönlichen Anmerkungen ihre Protagonistin lebhafter und realer erscheinen zu lassen, was ihr meiner Meinung nach auch sehr gut gelungen ist. 
Austen findet, dass das 17-jährige Mädchen keine typische Romanheldin ist, da sie aufgrund ihrer Optik und den mangelnden Fähigkeiten an Geschick unter dem Durchschnitt liegt. Gleichzeitig beschreibt sie Catherine als Anhängerin für Schauergeschichten und Gruselromane. Durch ihre scheinbar grenzenlose Fantasie schießt sie oft über das Ziel hinaus und so dringen immer wieder satirische Elemente durch, bei denen sich Jane Austen einen regelrechten Spaß erlaubt hat, da zur damaligen Zeit dieses Genre großer Beliebtheit angehörte. 
Die Handlung an sich war schön zu lesen: Ein junges, unerfahrenes Mädchen findet langsam ihren Platz in der Gesellschaft und lernt ihre große Liebe kennen. Trotz heimlicher Intrigen und vieler Widerstände kommt sie nicht vom Weg ab, sondern reift zu einer selbstbewussten jungen Frau heran. Bei der Reclam-Ausgabe gibt es auf den hinteren Seiten diverse Erklärungen und Anmerkungen zu unterschiedlichen Handlungsorten oder Gegebenheiten um die Geschichte besser nachvollziehen zu können. Die Schreibweise ist wie gewohnt hochtrabend, dennoch versprüht diese den Zeitgeist von früher. 
Fazit: Ein unterhaltsames und hin- und wieder überspitztes Werk, welches gespickt ist mit Satire, Humor und jeder Menge Intrigen. 
Meine Bewertung: 4 von 5 Sternen