Rezension

Ein Antiheld gefangen im falschen Ehrgeiz

Barrakuda - Christos Tsiolkas

Barrakuda
von Christos Tsiolkas

Bewertet mit 4 Sternen

Danny ist der schnellste, wenn er im Wasser ist. Hier kann ihm niemand etwas vormachen. Als er entdeckt wird und ein Stipendium für ein hervorragendes College bekommt, scheint er es geschafft zu haben. Doch als Kind aus ärmlichen Verhältnissen wird er von den Kindern der Reichen und Schönen auf der Schule nicht akzeptiert und gemobbt. Danny flüchtet sich überehrgeizig in den Sport und jagt dem Traum von Gold bei Olympia hinterher. Als er jedoch eines Tages mal nicht der Erste ist, bricht für ihn eine Welt zusammen und Danny verliert sich vollkommen in falschen Ehrgeiz und gibt sich auf. Denn mal nicht gewinnen kann er für sich selber nicht akzeptieren. Seine schwierige Jugend verfolgt ihn letztlich sein ganzes Leben.

In mehreren Handlungsleben erfährt man viel über die Jugend von Danny, aber auch wie sich diese auf sein jetziges Leben in der Gegenwart ausgewirkt hat. Der ständige Wechsel erschwert es etwas, der Handlung zu folgen, hält auf der anderen Seite jedoch auch die Spannung aufrecht, da sich die Vergangenheit nur nach und nach entschlüsselt und man die Auswirkungen auf sein späteres Leben direkt mitbekommt. Man sieht deutlich, wie Danny an der Leistungsgesellschaft zerbricht und an den hohen an sich selber gestellten Anforderungen  scheitert. Die Sprache des Buches wechselt genauso wie die Stimmung von Danny, mal rauscht man poetisch durch das Wasser, dann wiederum ist die Sprache rau und nahezu verzweifelt. Dies macht es einem sehr leicht, sich in den Charakter und die jeweilige Situation hineinzuversetzen. Wichtige Fragen werden in diesem Buch aufgeworfen, unter anderen woran man sich als Mensch messen sollte: Ausschließlich an den erbrachten Leistungen? Was definiert uns als Mensch? Zudem ist es erstaunlich zu beobachten, welche falschen Entscheidungen Danny so treffen kann und wie er mit der Zeit dann doch erwachsen wird.

Eine hervorragend geschriebene Betrachtung unserer Leistungsgesellschaft mit einem Helden, der nicht immer sympathisch rüberkommt und trotzdem zu fesseln weiß. Zudem werden essentielle Fragen  aufgeworfen und regen zum Nachdenken darüber, wie man sich selber definiert und was letztlich im Leben wichtig ist.