Rezension

Ein Aufschrei gegen die Politikverdrossenheit

Leere Herzen - Juli Zeh

Leere Herzen
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

„Leere Herzen“ spielt in den 2020er Jahren. Britta hat sich gut eingerichtet in ihrem Leben, mit ihrem Mann Richard und ihrer Tochter Vera. Doch in Deutschland läuft so einiges falsch: Die Partei der Besorgten Bürger ist an der Macht und es sieht fast so aus, als wollten sie die Demokratie abschaffen um Deutschland noch effizienter zu machen. Britta findet das nicht gut, aber sie protestiert nicht öffentlich, sondern auf ihre Weise: mit ihrer gut laufenden Firma „Die Brücke“. Doch eines Tages bekommen sie und ihr Geschäftspartner Babak Konkurrenz, die vor nichts zurückschreckt.

 „Leere Herzen“ soll ein Anschlag sein auf die Politikverdrossenheit der Bevölkerung. Ein Aufschrei gegen die Aussage: „Meine Stimme kann doch sowie nichts verändern“. Das Buch will uns zeigen, wo wir in wenigen Jahren stehen können, wenn wir so weitermachen, wenn wir nicht wählen gehen, wenn uns die Politik nicht interessiert. In Juli Zehs letztem Buch, „Unterleuten“, war die Gesellschaftskritik gut verpackt, in einer spannenden Story. „Leere Herzen“ ist provozierender, krawalliger.

Ich persönlich hatte beim Lesen meine Probleme mit der Hauptfigur Britta und ihrem Geschäftsmodell. Man kann nicht gerade sagen, dass sie mir sehr sympathisch war. Ich will hier keinesfalls zu viel verraten, denn was „Die Brücke“ macht soll jeder Leser selbst herausfinden. Aber ehrlich gesagt, fand ich das Szenario eher unrealistisch, es ist ein emotionales Thema, das zu verkopft angegangen wurde. Vielleicht ging es der Autorin aber auch nicht unbedingt darum, eine realistische Geschichte zu erzählen, sondern eine, die Leser findet und die aufrüttelt. So steht im Buch auch an der Stelle, an der sonst eine Widmung steht der Satz: „Da. So seid ihr.“

Trotz meiner Kritik ist „Leere Herzen“ ein gutes Buch. Es liest sich sehr leicht und spannend, wie man es von der Autorin gewohnt ist.  Es wird bestimmt kontrovers diskutiert werden, aber so war es wahrscheinlich auch beabsichtigt.  Ich gebe 4 Sterne.