Ein Auftakt mit Potenzial
Bewertet mit 3 Sternen
Das Buch beginnt vielversprechend und zieht einen sofort in seinen Bann. Zoés Kampf ums Überleben, ihre Abenteuer und die Schwierigkeiten, die sie meistert, gestalten den Einstieg spannend. Man fiebert mit ihr mit und bewundert ihre Stärke und ihren Überlebenswillen. Doch sobald sie in Xanthia ankommt, verliert sich dieser Eindruck leider etwas. Zoé wirkt ab diesem Punkt zunehmend naiv und tollpatschig, was den Eindruck erweckt, dass sie sich durch Glück und Zufall so lange hatte behaupten können. Diese Charakterentwicklung ist leider schwer nachzuvollziehen, da ihre anfängliche Stärke und Entschlossenheit schlagartig zu schwinden scheint.
Besonders verwirrend bleibt für mich die Figur des Grafen Alexei. Auf den ersten Blick scheint er Zoés Gegenspieler zu sein, ihr Gefängniswärter, der sie durch geschickte Manipulation kontrolliert. Doch genau diese Dynamik macht ihn auch interessant, da er weder eindeutig als Antagonist noch als Verbündeter zu verstehen ist. Sein widersprüchliches Verhalten – mal freundlich, dann wieder kalt und berechnend – sorgt für Spannung. Dennoch bleibt seine Rolle unklar, was seine Absichten betrifft, und lässt mich etwas ratlos zurück.
Die Beziehung zwischen Zoé und Alexei hat für mich leider nicht ganz funktioniert. Sie entwickelt sich zu schnell und wirkt dabei erzwungen und wenig glaubwürdig. Die fehlende Chemie zwischen den beiden lässt die romantischen Momente oft unnatürlich wirken. Vor allem Zoés unreflektiertes Akzeptieren von Alexeis widersprüchlichem Verhalten – mal beschützend, mal ausnutzend – wirkt irritierend. Es fällt schwer, in dieser Dynamik eine echte Verbindung zu erkennen, da Zoé scheinbar widerspruchslos alles hinnimmt, was Alexei ihr entgegenbringt.
Ein weiteres zentrales Merkmal des Buches ist die Brutalität. Viele Szenen sind blutig und nervenaufreibend, was dem Buch eine gewisse Härte und Spannung verleiht. Gerade dieser Aspekt bringt dem Buch jedoch die Authentizität, was mir gut gefällt.
Es werden auch viele Fragen aufgeworfen, die hoffentlich im zweiten Band beantwortet werden. Besonders der Cliffhanger am Ende sorgt für Spannung und lässt mich trotz meiner Kritikpunkte gespannt auf die Fortsetzung warten.