Ein aufwühlender, authentisch erzählter Roman, der noch lange nachklingt.
Bewertet mit 5 Sternen
Katja Maybach hat diesen sehr ergreifenden Roman als Folgeband zu "Die Stunde der Mütter" geschrieben und damit die Mütter-Töchter-Dilogie abgeschlossen. Man kann diesen Roman auch ohne Vorkenntnisse des ersten Titels wunderbar lesen.
Die Handlung zeigt die Jahre von 1957 bis 1959, es herrscht wieder Frieden in Deutschland, die Menschen erleben das Wirtschaftswachstum und können wieder aufatmen. Aber leider nicht alle Menschen, denn Vertriebene und Mischlinge werden angefeindet, verhöhnt und ausgegrenzt. Aktueller kann dieses Thema kaum gewählt werden. Damit hält Katja Maybach unserer heutigen Gesellschaft den Spiegel vor und zeigt die Parallelen zur derzeitigen Rechtsradikalität und Intoleranz auf.
Sie lässt starke, emanzipierte Frauenfiguren agieren, die sich mutig entgegen aller Widerstände für ihre Mitmenschen einsetzen. Dabei lässt sie kein Leid und Ungerechtigkeit aus und zeigt viele emotionale Zustände, die sehr berühren. Ich konnte von Anfang an direkt in die Handlung eintauchen und habe die verschiedenen Figuren gut mitverfolgen können, weil sie kapitelweise abgehandelt werden. So ist die personelle Zuordnung gut verständlich.
Die Themen sind vielfältiger Art, da geht es um Einsamkeit, um Verzweiflung und Angst, aber auch um junge Liebe. Besonders berührend fand ich das Schicksal von Veronikas Sohn Daniel, der von einem Freund träumt und von der Wiederkehr seines Vaters. Wie sehr ein unschuldiges Kind unter Missgunst und Gemeinheit von anderen Kindern leiden muss, ist nur schwer zu ertragen.
Bei diesem sehr einfühlsam geschriebenen Buch war ich sehr betroffen, die ergreifenden Schicksale der Figuren gingen mir sehr nahe. Es ist dennoch kein negatives Buch, es zeigt die Botschaft zur Hilfe und Akzeptanz auf und deshalb sollte man es lesen.
Mir gefällt der fesselnde Schreibstil von Katja Maybach, die ihre Figuren sehr lebendig ausarbeitet und auch die Nebenfiguren zu wichtigen Bestandteilen ihrer Geschichte werden lässt. Der Zeitgeist und die damaligen Lebensumstände wirken sehr authentisch und man kann sich gut in die Zeit hineinversetzen.
Diesen aufwühlenden Roman werde ich so schnell nicht vergessen, von meiner Seite aus eine klare Leseempfehlung!