Rezension

Ein ausgezeichneter Überblick über Religionen in Deutschland – interessant und sympathisch, aber teils mit etwas zu bissigem Humor erzählt.

Deutschland, deine Götter - Gideon Böss

Deutschland, deine Götter
von Gideon Böss

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension:

Zuerst wurde ich über eine Werbeaktion zum eBook auf „Deutschland deine Götter“ von Gideon Böss aufmerksam – da ich aber nicht gerne elektronische lese, habe ich ich mich umso mehr gefreut, dass ich kurz darauf an die Printausgabe kam, da ich das Thema an sich sehr interessant finde.

Auf den nicht ganz 400 Seiten findet der Leser die Vorstellungen von 26 Religionen, die sich in Deutschland befinden und zu einem Treffen mit dem Autor bereit erklärten. Neben den üblichen Verdächtigen wie den Protestanten, den Zeugen Jehovas, Scientology, dem Judentum, der Katholischen Kirche, Hinduismus, Buddhismus und dem Heidentum, trifft Gideon Böss auf folgende Religionsgruppen: Wicca, Mandäer, Heilsarmee, Metropolitan Community Church, Quäker, Sunniten, Fliegendes Spaghettimonster, Raelismus, Bahai, Charismatische Christen, Lahore-Ahmadiyya, Baptisten, Piusbrüder, Schiiten, Aleviten, Johannische Kirche, Osho und Mormonen.

Mir war tatsächlich nicht bewusst, dass im Land so viele verschiedene Religionen gepflegt werden, und war tatsächlich das ganze Buch hindurch gefesselt bis fasziniert. Der Autor beschreibt die Treffen mit den jeweiligen Vertretern witzig und baut die wichtigsten Infos, die er erfahren hat, ein. Somit lässt sich ein guter Überblick gewinnen und lädt zu weiteren Recherchen über vereinzelte Religionsgruppen ein.

Was ich außerdem sehr interessant fand, war, wie unterschiedlich die jeweiligen „Interviewpartner“ ihre Religion vorstellen und auf die manchmal etwas provokanten Fragen des Autors reagieren. Teilweise wird sich richtig viel Mühe gegeben, an anderer Stelle ganz offensichtlich angestrengt ‚ein nettes Bild für die Öffentlichkeit gemalt‘ – und manchmal dachte ich mir nur: „Aha, tolle ‚Religion‘. Hättest du das Interview des Autors mal besser ausgeschlagen, denn offenbar weißt du selbst nicht genau, was du da machst.“

Im Prinzip fand ich die lockere Erzählung des also Autors sehr angenehm, da sich das Buch dadurch wie von selbst liest. Allerdings fand ich, dass der Humor an manchen Stellen etwas zu sehr ins Respektlose wanderte. Ich bin selbst kein besonders ernster Mensch, allerdings finde ich es wichtig, dass man eine Religion (so abstrus sie auch sein mag) nicht zu sehr ins Lächerliche ziehen  sollte, wenn sich jemand schon dazu bereit erklärt, einen Einblick zu gewähren.

Zusammenfassend finde ich das Buch aber gut, und das Lesen hat richtig Spaß gemacht. Wer also nicht zu empfindlich auf zeitweise bissigen Humor reagiert und sich mal einen groben Überblick über Deutschlands Religionslandschaft verschaffen möchte, ist mit „Deutschland deine Götter“ gut beraten.