Rezension

Ein Ausnahmebuch und absolutes Jahreshighlight

Red Rising
von Pierce Brown

Bewertet mit 5 Sternen

„Wenn du Gerechtigkeit willst, musst du dafür kämpfen“.

Darrow lebt auf dem Mars - er gehört zu den Roten. Die Erde ist für die Menschen nicht mehr bewohnbar. Mit nur 16 Jahren muss er dort hart für sein Überleben arbeiten. Er ist Höllentaucher, diese bohren in unterirdischen Minen um Gase zu fördern, die für die Erschließung der Marsoberfläche nötig sind.

Was Darrow und alle anderen nicht wissen, ist, dass der Mars bereits erschlossen wurde. Die „niederen Farben“ werden von der Oberschicht ausgebeutet, damit diese in luxuriösen Verhältnissen leben können. Darrow bleibt nur eine Wahl: Sich gegen die Unterdrücker aufzulehnen, indem er sich in das sagenumwobene Institut einschleust, in dem eine Elite von „Goldenen“ ausgebildet wird. Denn um die Mächtigen zu Fall zu bringen, muss er selbst erst zu einem aufsteigen…

 

Schreibstil und Cover:

Der Schreibstil ist genial. Meist kurze prägnante Sätze, die das Lesen angenehm flüssig machen. Der Autor schreibt aus Darrows Ich-Perspektive in der Gegenwart. Dadurch fühlt man sich selbst angesprochen und wird komplett in die Geschichte reingesogen. Der Schreibstil von Pierce Brown ist in jedem Fall sehr mutig und herausstechend anders als bei der Masse der Autoren. Auch die Schriftart (Arial oder ähnliches) ist anders als üblich und sehr angenehm zu lesen. Das Buch ist in vier Teile untergliedert.

Das Cover ist ganz nett und irgendwie auch passend. Aber mit dem viel besseren Cover der Originalausgabe nicht vergleichbar.

 

Charakter:

Der Hauptcharakter ist ganz klar Darrow. Bis auf die Dialoge, die er mit anderen führt, ist man aufgrund der Ich-Erzählweise ja während des gesamten Buches in seinem Kopf.

Die Entwicklung, die er in dieser Zeit durchmacht ist sehr rasant und überraschend ausgeprägt. Da ich als Leser ja in Darrows Geist eintauchen konnte, ist es nur natürlich, dass seine Gedanken, Emotionen und Handlungen nur richtig sein können und deshalb von mir seltenst in Frage gestellt wurden, da man ja eins mit Darrow geworden ist.

Aber auch die anderen Protagonisten sind starke Persönlichkeiten, die im Laufe des Buches folglich auch zu vielen überraschenden Charakterzügen und Wesensveränderungen führen.

Bei der Darstellung und Ausarbeitung der Agierenden gibt es absolut nichts zu bemängeln - alle sind bis ins kleinste Detail nahezu perfekt und authentisch gezeichnet.

 

Meine Meinung:

„Ich bin ein Schaf im Wolfspelz inmitten eines Wolfsrudels".

Meine Freude war groß, als ich dieses Buch als Testleseexemplar erhalten habe. Bis ich die vorhandenen Rezensionen zu „Red Rising“ gelesen habe…

Diese reichten von Meinungen wie „völliger Schwachsinn“, „eher was für Jungs“, „nichts für Leute die Beständigkeit in Büchern lieben“ bis hin zu „bahnbrechender Erzählstil mit extremen Wendungen“ oder „entweder man liebt es, oder man hasst es…“.

Diese hätte ich nicht lesen sollen. Ich fühlte mich danach doch verunsichert, machte mir Gedanken wie ich 550 Seiten rumkriegen sollte, wenn es mir nicht gefällt und ich es tatsächlich „hassen“ sollte. Dieser Gedanke kam auf, weil ich, wie man meinen anderen Rezensionen entnehmen kann, relativ kritisch urteile und mit guten Bewertungen knausre.

Aber, und jetzt kommt die positive Überraschung, ich werfe alle Vorurteile über Bord: ICH BIN TATSÄCHLICH BEGEISTERT!

Ja es stimmt: In diesem Buch gibt es einige Wendungen und es ist sehr innovativ, vom Inhalt und auch vom Stil. Doch wer möchte schon ein geradliniges, durchschaubares Buch ohne großartige Spannung lesen? Die Wendungen sind für mich daher positiv zu sehen und nun auch nicht soooo seltsam oder abstrakt, wie von einigen anderen Rezensenten betitelt.

Nach der Einführung des Buches führt es nicht mehr unbedingt in die vielleicht erwartete Richtung, und man wird recht schnell mit einer dann anderen Ausgangsposition konfrontiert, aber ab dort bleibt die Geschichte sich dann recht treu.

Spannung ist in jedem Fall gegeben, sie wird kontinuierlich aufrechterhalten und gesteigert. Auch an brutalen Szenen oder Gossensprache wird nicht gespart. Es wirkte für mich jedoch selten richtig grausam, weil der Schreibstil doch locker beim Leser ankommt. Trotz des kriegerischen Inhaltes des Buches, wirkt es somit aufgrund der Schreibart des Autors oft recht belustigend.

Für mich ist „Red Rising“ in diesem Jahr, eines der zwei besten Bücher die ich gelesen habe. Ich bin sehr gespannt, ob die Fortsetzungen mit diesem grandiosen Auftakt mithalten können…

Nun vergebe ich aber erst einmal verdiente 5 von 5 Sternen.