Rezension

Ein außergewöhnlicher Erzählstil für eine interessante Geschichte

Das Lied der Nacht -

Das Lied der Nacht
von C. E. Bernard

Bewertet mit 3 Sternen

„Über viele Jahrhunderte hinweg haben die Hüter des Lichts das Lied der Nacht gesungen, auch in der Gemeinen Sprache, derer sie absolut mächtig war. Und dieses Lied lehrt uns, was geschieht, wenn man der Furch erlaubt, zu wuchern und zu wachsen: Schatten treten aus der finsteren Nacht hervor, sie durchstreifen das Land, und unbeirrbar, stetig und erbarmungslos vernichten sie jedes Wesen, jeden Baum, jedes Haus und jede Straße.“

Wer sich das Buch „Das Lied der Nacht“ einmal näher anschaut, merkt bereits, dass dies ein sehr kunstvoller Roman ist. Mit einer App werden Augmented Reality Inhalte in dem Buch sichtbar. Mit einem Scan auf dem Buchrücken kann der Leser das Lied der Nacht hören oder eine Karte wird plötzlich bunt. Für mich war es das erste Buch, das solche zusätzlichen, medialen Inhalte hatte. Die App funktioniert jedoch nicht mit jedem Handy, was ich beim ersten Versuch feststellen musste. Das Buch kann natürlich auch problemlos ohne die App gelesen werden, es ist nur nettes Zusatzmaterial.

Der Einstieg in die Geschichte ist zunächst für mich etwas gewöhnungsbedürftig gewesen. Die Autorin hat einen ausgefallenen Schreibstil, mit dem ich mich zunächst arrangieren musste. Die ersten Kapitel waren sehr beschreibend und es tauchen einige Charaktere auf. Dazu kam, dass zwei Handlungsstränge in einigen Abschnitten parallel erzählt wurden. Ich musste mich erst noch in dieser Welt einfinden und zudem noch in den Schreibstil. Nach einigen Kapiteln habe ich jedoch den kunstvollen Stil zu schätzen gelernt. Sie ist sehr wortgewandt und schafft es so, eine ganz besondere Atmosphäre zu kreieren.

Die Handlung benötigt zunächst ein bisschen, um Fahrt aufzunehmen. Dies war für mich eine Überraschung, da ich bei „Palace of Glass“ von der Seite an gefesselt war. Aber gerade in der zweiten Hälfte hat mich die Handlung gepackt und ich bin sehr gespannt, wie es mit dem Kampf gegen die Schatten weiter geht und was es insgesamt mit dem Lied der Nacht auf sich hat. Viele Fragen werden hier aufgeworfen, die leider noch nicht geklärt werden.

Die Distanz zu den Charakteren ist leider für mich bis zum Ende geblieben. Der allwissende Erzähler gibt leider nicht allzu viele Einblicke in ihre Köpfe, sodass ich nur erahnen konnte, was sie gefühlt oder gedacht haben. Es wird zwar viel Aufmerksamkeit auf die Atmosphäre und die Umgebung gelenkt, aber die Figurenentwicklung kommt dabei etwas kurz. Ich bin mir nicht sicher, ob es mit diesem Stil anders hätte sein könne, aber ich habe mich so nicht mit den Charakteren identifizieren können. Wahrscheinlich wird dies anders in der Fortsetzung, wenn die Figuren schon etwas bekannt sind und ich mich so auf die kleinen Details konzentrieren kann.

Alles in allem, fand ich den Auftakt und die Einführung in diese Welt interessant. Dieser außergewöhnliche Schreibstil ist mir in jedem Fall in Erinnerung geblieben und ist etwas ganz besonders. Insgesamt fand ich den Zugang in die Geschichte von „Palace of Glass“ etwas leichter, aber „Das Lied der Nacht“ ist ausgefallener.