Rezension

Ein außergewöhnlicher Krimi, der aus erfrischend anderer Perspektive nachdenklich stimmt

Im Traum kannst du nicht lügen - Malin Persson Giolito

Im Traum kannst du nicht lügen
von Malin Persson Giolito

Bewertet mit 5 Sternen

„Im Traum kannst Du nicht lügen“ von Malin Person Giolito ist nicht nur sehr unterhaltsam, sondern stimmt den Leser nachdenklich. Aus einer erfrischend ungewohnten Perspektive wird das schleichende Geschehen beschrieben, das letztlich in ein tödliches Blutbad und einen eindeutig scheinenden Strafprozess endet. Der Roman stellt dabei teils unbequeme Fragen, die der Leser vor allem für sich selbst beantworten muss.

Zum Inhalt:

Maja überlebt ein Schießerei in ihrem Klassenraum an einem schwedischem Gymnasium. Während sie selbst unverletzt bleibt, verlieren ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und ihr Lehrer Christer ihr Leben. Maja wird verhaftet, denn sie wird verdächtigt, direkt an dieser Tat beteiligt zu sein. Ihr wird der Prozess gemacht. Sie soll nicht nur den Täter zum Mord angestiftet haben, sondern auch selbst tödliche Schüsse abgegeben haben. Ist Maja eine Mörderin und trägt sie die Schuld an dieser Tragödie ?

Mein Eindruck:

Das Hauptaugenmerk dieses Romans liegt auf dem Prozess gegen Maja und den Hintergründen, die zum Blutbad an der Schule führten. Die Autorin bedient sich ausschließlich Majas Perspektive, so dass der Leser sehr stark in die Gefühls- und Gedankenwelt eingebunden wird. Der Prozess und alle Ereignisse werden also aus ihrer Sicht geschildert.

Majas Ängste vor und während des Prozesses, ihre Eindrücke und ihre Gedanken über die Verhandlung sind bewundernswert beschrieben. Dennoch gleitet sie regelmässig in ihre Erinnerungen an frühere Ereignisse. Im Prozess steht ihr der  erfolgreiche und bekannte Staranwalt Sander zur Seite, der eine Strategie verfolgt, die aber zunächst nebulös bleibt.

Maja ist im Untersuchungsgefängnis isoliert. Sie hat Zeit. Viel Zeit, um nachzudenken. Sie lässt die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit Revue passieren. Dabei werden auch die Beziehungen zu den weiteren Charakteren bildhaft und eindrucksvoll erklärt. Zum Ende hin, lässt die Autorin Maja direkt mit dem Leser „sprechen“. Man ist gezwungen, über gewisse - auch gesellschaftliche Dinge nachzudenken. 

Der Schreibstil ist erfrischend und passt sehr genau zu dem, was man von einem 18-jährigen Mädchen erwarten würde. Einige Namen und Bezeichnungen laden etwas zum Schmunzeln ein. Dennoch sind Majas Gedanken und Gefühle dabei sehr tiefgründig.

Eine ihrer Kernfragen ist die Definition von Schuld, die in ihrer Situation nicht ohne weiteres zu beantworten zu sein scheint. Diese Frage ist es auch, die den Leser in das Innere der Geschichte zwingt.

Als Leser möchte man erfahren, was genau passiert ist, wie es zu dieser extremen Tat gekommen ist und welche Rolle Maja dabei gespielt hat. Obwohl die Haupthandlung mit dem eigentlichen Prozess sehr übersichtlich erscheint, lebt die Geschichte von den vielen Rückblenden, in denen die Fragen nach dem Wie und dem Warum nach und nach gelüftet werden.

Fazit:

Ein sehr tiefgründiger Roman, der mit einer gleichzeitig erfrischenden und nachdenklichen Stimmung sehr gut unterhalten kann. Die ungewöhnlichen Perspektive zeichnet diese Geschichte aus und Majas Gedanken fordern den Leser heraus, sich ein eigenes Urteil zu bilden.