Rezension

ein außergewöhnlicher Roadtrip mit einem ungleichen Paar; leider sehr überzogen

Reise mit zwei Unbekannten -

Reise mit zwei Unbekannten
von Zoe Brisby

Bewertet mit 3.5 Sternen

interessanter außergewöhnlicher Plot mit viel Humor; leider war es im Mittelteil zu überzogen und einiges unglaubwürdig.

3,5 Sterne

Maxine, Mitte 90, energisch und selbstbewusst, will nach Brüssel, um dort ihr Leben selbstbestimmt zu beenden.
Alex, Mitte 20, introvertiert und depressiv, will nach Brüssel, um dort eine Jugendliebe zu finden.
Die beiden finden einander auf einem Mitfahr-Portal im Internet.
Auf der langen Fahrt in einem uralten Twingo von Paris quer durch Frankreich lernen sich die beiden besser kennen, fassen Vertrauen zueinander, erzählen sich Geheimnisse, erleben jede Menge Abenteuer - und vor allem wollen sie sich gegenseitig das Leben wieder lebenswert machen.

Meine Meinung:
Der Beginn des Buches war total witzig - Alex glaubt aufgrund der Beschreibungen im Mitfahrportal, sein Mitfahrer ist ein kräftiger junger Kerl; Maxine glaubt, dass sie eine junge schüchterne Mitfahrerin bekommen wird. Humorvolle Missverständnisse.
Man lernt Alex und Maxine dann nach und nach immer besser kennen - Alex ist ein schüchterner Kerl, der starke Depressionen hat, weil seine Eltern ihn nicht richtig wahrnehmen und seine große Liebe diese nicht erwidert.
Und Maxine glaubt, dass sie Alzheimer hat, und will ihr Leben beenden, bevor ihr Hirn "Matsch" ist - sie hat diese Krankheit bei ihrem verstorbenen Mann miterleben müssen und will selbst nicht so enden.

Somit kombiniert das Buch ein ernstes Thema - zwei schwere Krankheiten - mit viel Witz und Esprit, und zwar hauptsächlich in Form von Maxines Aussagen. Diese Frau ist eine Wucht, sie überrennt alles wie ein Bulldozer, doch versprüht dabei Esprit und liebenswürdigen Charme. Besonders humorvoll ist natürlich auch ihre 'Gabe', sämtliche Sprichwörter zu verdrehen und falsch zu zitieren. Sie hat jedoch auch viel Lebenserfahrung und ihre Weisheiten sind oft sehr berührend.
Alex´ Verhalten hingegen kann ich nicht wirklich nachvollziehen - zum Glück, muss ich sagen, hatte ich noch nie Depressionen. Er wird hier jedoch als komplett unselbständig und 'lebensunfähig' dargestellt; Maxine hingegen kann und weiß alles.

Leider ist der Mittelteil der Geschichte so überzogen und unglaubwürdig, zb die "Entführung", aber auch was es mit Maxines' Krankheit auf sich hat, das macht die ganze schöne Geschichte zunichte. Humorvoll und witzig ja, aber derart skurril hätte es nicht sein müssen. Weniger albern wäre toll gewesen, denn das Buch begann sooo schön humorvoll.
Die Beziehung zwischen Alex und Maxine, bzw. wie diese sich entwickelt, und wie beide sich vom Sterben abhalten wollen, war aber total schön zu verfolgen und sehr emotional.

Der Schluss war mir dann irgendwie zu schnell abgehakt und zu glatt - aber dieses Buch brauchte ein Happy-End, und ich war sehr glücklich damit.

Fazit:
Wenn man nicht auf einer realistischen Geschichte besteht und es einen nicht stört, wenn vieles total überzogen dargestellt ist, dann kann man mit dem Buch unterhaltsame Lesestunden verbringen. Für mich war es leider too much - schade , denn der Plot und der Humor ohne die Übertreibungen waren richtig schön.