Rezension

ein außergewöhnliches Buch

Das Flüstern der Bienen -

Das Flüstern der Bienen
von Sofia Segovia

Bewertet mit 5 Sternen

          Zum Inhalt: 
Im mexikanischen Ort Linares Anfang des 20. Jahrhunderts : Die alte Amme Nana Reja hat schon viele Generationen von Kindern genährt, doch jetzt ist sie alt und müde und lebt auf der Hacienda der Familie Morales, zurückgezogen in einem kleinen fensterlosen Schuppen . Das heißt, sie lebt eigentlich hauptsächlich vor dem Schuppen, denn hier sitzt sie seit vielen Jahren jeden Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf ihrem alten Schaukelstuhl. Alle Dorfbewohner kennen diesen Anblick, so dass sie ganz aus dem Häuschen sind, als eines Tages der Schaukelstuhl leer ist. Ein Suchtrupp wird losgeschickt und man rechnet bereits mit dem Schlimmsten. Doch Nana Reja wird wohlbehalten gefunden und sie ist nicht allein, denn bei ihr ist ein völlig unterkühltes, halb totes Baby. Der kleine Junge hat eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, was zur damaligen Zeit einem Todesurteil glich und er wird von Kopf bis Fuß bedeckt von einem Bienenschwarm. Keine der Bienen verletzte aber das Baby, im Gegenteil, es wirkt fast so, als beschützten sie das hilflose Neugeborene.  Einigen abergläubischen Bewohnern des Ortes wäre es am liebsten, das Kind würde nicht überleben, denn sie glauben, es käme direkt vom Teufel.

Doch Francisco Morales und seine Frau Beatriz nehmen das Baby auf und mit Hilfe von Nana Reja erholt sich das Kind und entwickelt sich zu einem ganz besonders feinfühligen Jungen. Man gibt ihm den Namen "Simonopio" und die Morales behandeln ihn wie eins ihrer eigenen Kinder. Der Bienenschwarm weicht allerdings auch in Zukunft nicht mehr von Simonopios Seite und der Junge , der durch seine Missbildung niemals normal sprechen wird, kann mit seinen Bienen kommunizieren und lernt sehr viel von Ihnen über die Natur . Und er hat noch eine andere, ganz besondere Gabe, durch die es ihm gelingt, seiner Familie durch den Bürgerkrieg und durch die schlimme Zeit der spanischen Grippe zu helfen und sie vor größerem Unheil zu bewahren. Doch im Hintergrund droht eine Gefahr,  die sogar Simonopio ängstigt. Wird er seine geliebte Familie auch davor beschützen können?

Dieses Buch ist wunderschön, berührend, märchenhaft und traurig zugleich. Simonopio, dieser ganz besondere Junge, der alles tut, um die Menschen, die er liebt zu beschützen und der selbst so ein schweres Schicksal hat, aber trotzdem immer zufrieden und positiv durchs Leben geht. Das zu lesen, war richtig herzzrerreißend.

Die Geschichte der Familie Morales umfasst mehrere Jahrzehnte und erzählt wird sie vom inzwischen selbst zum alten Mann gewordenen Fransisco Morales Junior, der als Nachzügler geboren wurde, als seine beiden Schwestern schon erwachsen waren. In Simonopio aber fand er von Geburt an einen treuen Beschützer und Bruder und die beiden fühlten sich von Anfang an eng verbunden. Die 100 Kapitel sind kurz , teilweise beinhalten sie sogar nur einen einzigen Satz und die vielen Perspektivwechsel ließen nie Langweile aufkommen. Der poetische Schreibstil gefiel mir ausgesprochen gut und es gab Passagen, die, obwohl sie von tragischen Ereignissen berichteten, eine ziemlich große Prise schwarzen Humor enthielten  ( bei der spanischen Grippe hatte ich teilweise das Gefühl, gerade im Film "Das Leben des Brian" von Monty Python zu stecken ). Diese Mischung aus Trauer, Liebe, Märchen und etwas Humor, machen dieses Buch zu einem ganz besonderen Lesevergnügen. Ich bin restlos begeistert und kann es auf jeden Fall empfehlen.