Rezension

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Ein außergewöhnliches Jugendbuch - eine Reise in zwei Welten der heutigen Zeit

Draußen wartet die Welt - Nancy Grossman

Draußen wartet die Welt
von Nancy Grossman

Bewertet mit 5 Sternen

Ihre Welt ist eine andere – ein Mädchen auf der Suche nach sich selbst Kein Handy, kein Kino, kein Make-up … Was für jedes andere Mädchen unvorstellbar klingt, ist für die 16-jährige Eliza die einzige Welt, die sie kennt. Eliza gehört zur Gemeinde der Amish und lebt mit ihrer Familie ein frommes, abgeschiedenes Leben wie vor Hunderten Jahren. Doch diesen einen Sommer darf sie in der Welt draußen verbringen, mit all den Verheißungen und Versuchungen, die diese birgt. Der erste Film, der erste Song, der erste Kuss. Dort lernt Eliza auch Joshua kennen. Sie weiß, sie wird am Ende eine Entscheidung treffen müssen … und diese wird endgültig sein.

„Draußen wartet die Welt“, wer dieses Buch schon gelesen hat, weiß, es ist eine ganz besondere Geschichte. Erzählt wird die Geschichte der jungen Eliza, deren bisheriges Leben, ihr Denken, sich durch das Rumspringa verändern wird. Eliza ist eine Amisch und in das Alter gekommen, dass sie für ein halbes Jahr in die Welt der Englischen dürfte. Dieses halbe Jahr nennt man Rumspringa.  Die Englischen, ein Begriff für die Menschen, die außerhalb der Gemeinschaft der Amish people  (einfache Leute) leben. Während die Schulzeit für die Amischkinder bereits nach der achten Klasse endet, ist dies ebenfalls eine Sache, die Eliza stört. Sie würde gern noch weiter lernen. Nun wartet sie sehnsüchtig darauf, dass die Eltern das entscheidende Gespräch mit ihr führen. Seit einiger Zeit hilft sie in der Pension von Mr. Allen, der dort Englische Gäste beherbert. Es ist etwa ein Jahr her, als er an Elizas Eltern mit einer Bitte an sie herangetreten war. Seitdem kommen einmal in der Woche die Englischen zum Abendessen zu den Amisch, können Fragen stellen, sehen wie sie leben.

S. 17 Zitat: Gib nie zu viel preis, ermahnte sie mich immer. Wir haben sie in unser Haus eingeladen, aber nicht in unser Leben.

Das Leben der Amisch (christliche Religionsgemeinschaft) ist einfach und bescheiden. Luxus wie Fernsehen, modische Kleidung, Smartphone u.a. sind verboten. Aber nicht jede der Jugendlichen, die zum Rumspringa gehen, kommen wieder zurück. Elizas Mutter ist absolut dagegen, dass ihr Mädchen diese Zeit bekommt. Doch da wäre dann ja das Buch schon zu Ende oder?

Eliza bekommt ihr Zeit und geht als Kindermädchen zu Mrs. Aster ins weit entfernte Chicago. Zum ersten Mal Auto fahren, was für ein Luxus und all die anderen unbekannten Sachen in dem Haushalt der Asters. Englische Kleidung tragen zu dürfen, wow, was für ein Erlebnis. Geschrieben in der Ich-Erzählperspektive von Eliza ist man gleich mitten drin in der Geschichte. Und erhält einen sehr guten Einblick in das Leben der Amisch, die sich ihr einfaches Leben, ihre Traditionen bis in die heutige Zeit bewahrt haben. Sicherlich mit einigen Erneuerungen, aber man muss sich wirklich sehr tief mit dem Glauben verbunden fühlen, um so zu leben. Genau das ist der Hintergrund für das Rumspringa, in dieser Zeit der Unabhängigkeit herauszufinden, ob man sich danach bewusst für das Leben als Amisch entscheiden kann.

Diese Religion ist Jahrhunderte alt und findet ihren Ursprung in der Täuferbewegung.

„Draußen wartet die Welt“, überzeugt durch eine angenehme, natürliche Protagonistin, voller Zweifel und am Ende des Rumspringa und anderen Ereignissen wissend, welchen Weg sie gehen wird. Hin- und hergerissen und doch zu erkennen, wo ihre Wurzeln sind, Eliza schafft es sich in das Herz des Lesers zu schleichen.

Am Ende habe ich das Buch zusammengeklappt mit einem wohlig-warmen Gefühl und gebe meine volle Leseempfehlung!

Lest es! Lest es! Lest es!