Ein außergewöhnliches, sehr empfehlenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt.
Bewertet mit 5 Sternen
Es war einmal ein Mann namens Fausto. Er glaubte ihm gehöre alles. Blume, Schaf, Baum, Feld, Wald und See beugten sich seinem Willen. Sogar der mächtige große Berg ließ sich unterwerfen, nachdem Fausto ihm tobend gezeigt hatte, wer das Sagen hat. Doch all dieser Besitz war für Fausto nicht genug. Er musste unbedingt auch das Meer besitzen.
Die einfachen, textbegleitenden Lithografien beschränken sich auf das Wesentliche. Trotz reduzierter Formen und Linien besitzt jedes einzelne Bild einen unglaublich großen Interpretationsspielraum. Fast wie eine Überschrift zum Bild schweben die Texte in großen Buchstaben am oberen Bildrand. Sehr passend ist die Darstellung des Fausto. Mit Anzug, Weste, Krawatte, Halbglatze, Schnauzbart, Wohlstandsbauch und arroganter Haltung spiegelt er das Bild eines erfolgsverwöhnten Unternehmers.
Die Geschichte zeigt nicht nur, dass Streben nach Macht endlich ist, sondern macht am Ende auch sehr deutlich, wie unbedeutend jeder Einzelne tatsächlich ist. Es ist egal für wie wichtig man sich hält. Für Berge, Wälder, Seen, Tiere und Pflanzen ist das Schicksal eines Einzelnen letztendlich vollkommen bedeutungslos.
Faustos Fabel eignet sich perfekt für fächerübergreifende Projekte im Deutsch-, Philosophie- und Kunstunterricht. Wir haben die Fabel mit einer zehnten Klasse im Deutschunterricht erörtert und in Philosophie sehr ausgiebig interpretiert. Im Mittelpunkt der Diskussionen stand u.a. Besitz, Glück, der Sinn des Lebens, Umwelt, Schicksal, Macht. In der Fabel wird sehr deutlich, dass Zufriedenheit und Glück nichts mit dem ständigen Wachsen von Macht oder Besitz zu tun hat. Weiterhin wird metaphorisch hervorgehoben, wie wenig Wiederstand Eroberern und Machtinhabern entgegengebracht wird. Interessant sind auch die pinken Markierungen, mit welchen Fausto sein Eigentum kennzeichnet.
Je mehr man über diese Geschichte nachdenkt, umso vielfältiger werden die Interpretationsansätze.
Im Anschluss an die Geschichte ist eine Anekdote von Kurt Vonnegut über seinen Freund Joseph Heller zu finden. Sie beflügelte den Autor zu diesem großartigen, inspirierendem Werk.
Ein außergewöhnliches, sehr empfehlenswertes Werk, das zum Nachdenken anregt.